Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.5

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummcr

Zur Geschichte des Innsbrucker ^p^rtplalzes an der
Von Wich. Eppacher
Keine knltnrcllc Einrichtung unserer Landeshanpt
stadt darf sich in der Zeit doni Frühling bis tief in
den Herbst hinein eines größeren Besuches erfrenen
als der Sportplatz an der T i l l , wo die Ingend, mn
der körperlichen Ertüchtigung zn dienen, sich zn Wcttnnd Kampfspielen gegenüber stellt. Insbcsonders an
Sonn- nnd Feiertagen strömeii Tansendc von I n n s ^
brnckern, ans allen Schichten nnd Stadtteilen kom
mend, nach Pradl nnd der S i l l aufwärts entlang, wo
sich linksseitig nach wenigen M i n n t e n das ansgcdchnteste Sportfeld Tirols nach Osten hin ansbreitet.
E i n zwei Meter hoher Zann ntit über 7200 Brettern
nmsänmt seine Grenzen. Tnrch zwei Eingangstore
gelangt man voni Sillufer ans in das I n n e r e , ein
54.000 Quadratnieter umfassendes Viereck.
I m Sinne der Heimatkunde verdienen vor allein
dieden jüngeren Innsbruckcrn gänzlich fremd gewordenen Flurnamen, welche für die (Hegend des henti
gen Sportplatzes in alten Zeiten Verwendung hatten,
hier aufgefrischt oder in Erinnerung gebracht zn werden.
Nie ganze Gegend zwischen Pradl nnd Amras war
vor der Anlegung der Grundkataster iu sogenannte
„Gestöße" eingeteilt. Es waren dies ziemlich gleich
große Feldstreifen, die von einander durch Parallel von
der S i l l nach Osten hin laufende Wege getrennt waren. Einige solche Gestöße, insbcsondcrs wo die Felder vor der Verbannng erhalten geblieben sind, kön
nen hente noch klar ausgemacht werden. So hat man,
vom Paschberg ausgehend, zwischen dein Paschberg
weg nnd der Wiesengassc das erste Gestöße, zwischen
der Wiesengasse nnd dem Eillhostveg! .^aufinanustraße
das zweite, von hier bis znr Bnrgenlandftraße da?
dritte. Der Sportplatz liegt demnach im viertelt Ge
stoße. Es folgt anschließend das fünfte mit dem nahe
gelegenen alten Militärfriedhof. So lief die Zählnng
weiter bis nach Altpradl, dessen Häuser in der Hauptsache im achtelt Gestöße lagen. Überdies trngen diese
Grundstreifen von altersher noch eigene Namen, wohl
etwa, um die Kennzeichnung noch nnzweidentiger zu
gestalten nnd für die Bearbeitung dnrch Dienstboten
sowie im Handel nnd Wandel jeden denkbaren Zweifel auszuschließen. Die Sportplatzgegend hieß das
Silbergestöß, knrzwcg „ i m Silber" genannt. Der Teil
an der nahen S i l l w i r d in den alten Katastern eigens
noch ntit der Bezeichnung „ D a s Hühnergartl" ge
führt. Auch hcntc noch sagen die Bauern, wenn sie in
der Gegend zn tnn haben, sie gehen in das „Hühnerg a r t l " (Hans Hohenegg, in Ti"r. Anz. 1925/111.)
Die Bezeichnung „ T i v o l i " ist neueren Datums uud
wurde von der nächst liegenden Gastwirtschaft glei
chcn Namens übernommen, die im Jahre 1908 erbaut wurde. Diesen Namen trägt anch eine Meierei in
der Umgebung von Wien. Er dürfte wegen Ähnlich
keit der Lage mit dem alten Historischeit Felsenstädl
chen T i v o l i bei Noni alii Elide des Aniotales, wo sich
der Fluß aus dem wilden Sabinergebirge herans
drängt, Hieher an den Eintritt der T i l l in die I n n
talcbene verpflanzt worden sein.
Die Gegend, von der dieser Aufsatz Handell, galt

schon deii alten Innsbrnckern häufig als Tummelplatz
für Tpiele und Lustbarkeiten. Wenn mau dem vor
ausgehenden Jahrhundert anch keine besondere Tport
liebe nachzurühmen braucht, so findet man aber immer
wieder Hinweise, daß hier i n der Gegend von T i v o l i ,
namentlich wintcrüber, sportliche Veranstaltungen
größeren Ausmaßes stattgefuudeu haben. Es sei bloß
an jene des Innsbrnckcr Trabreuuvereines erinnert,
der bereits Itttt? in die Öffentlichkeit trat. Schlitten^
fahren bei den Silthöfcn, ein- und zwcisvännigcs
Fiakerfährcn war für Städter und Bauern in deli
Neunziger I a h r e i i eilt verläßlicher Anziehnngspnnkt,
wofür von der Innsbrncker Stadtverwaltnng fogar
Preise Volt mehreren hundert Kronen ausgesetzt wurden. Dabei sollen die Tribüncnsitze für Znschaner auf
zwei nnd drei Gnlden, die Stehplätze anf einen (dulden zu stehen gekommen sein. Znnehmend gewann die
Gegend, als 1!»0A die (Gastwirtschaft „ T i v o l i " erballt
wurde, wodurch sich die Belebung in allen Jahreszeiten um eilt Vielfaches steigerte. Bald war es der
Tnmmelplatz für jung nnd alt schlechthin, und die
Stadtverwaltnng sah sich veraltlaßt, auf die Erwcrbiliig der auliegeudeu Grüude hinzu streben.
Anf Grnnd des Kaufvertrages vom ! l 1 . Dezember
1W4 wurde das Eigentnmsrccht über eiue umfang
reiche Grnndfläche vom bisherigen Eigentümer M a t h .
Stolz der Stadtgemcinde Innsbruck übertragen. Wohl
sind seit jener Zeit einige grimdbesitzliche Veränder
nngen noch vorgenommen worden, im großen lind
ganzen haben sich aber in den abgclanfenen 45 J a h ren nur belanglosere Hinznkänfe ergeben. Die Stadt
verwendete die nenerworbenen Fcldgründc teils ;»r
Abhaltung der Viehmärkte, die bis dahin in nnzn
länglicher Weise anf den Grüudeu zwischen dem (Gaswerk und dem Lindenhof, wo bereits die ersten Banstellen znr Errichtnng von Nenpradl im Entstehen begriffen waren, abgehalten wurden. Der andere Teil
dieser Wiesen hingegen wnrde von der Stadtverwaltung als Kinderspielplatz erklärt; seine (Hröße betrug,
laut einer Erwahnuug in der lÄemeindcratssitznug
voln 27. A p r i l 1 ".1 l 0, :;500 Quadratmeter.
Dnrch Jahre wickelte sich hier das Sportlcbcn
Innsbrucks ab. Die Stadt hatte sich damit einer stän^
dig wachsenden Sorge entledigt, der 3orge nm die
Spielplatzfrage. Nnnmehr wußte sie, wohin der in
und nm Innsbrnck vielfach im Aufstrebeu begriffene
Spiel und Sportbctrieb zu leiten war. Die Erhaltnug
des (Geländes kostete wenig nnd der Stadtverwaltung,
oblag lediglich die Aufgabe, für die Umzäunung ;n
sorgen. Erst im Jahre I M A , als der Fremdenverkehr
in Schwnng kam, wurde der Errichtung eiues gepfleg
teren Sportplatzes mehr Anfmcrksamkeit geschenkt.
Die Stadtgemeinde halte bereits im voransgehenden
De;emoer ^nr Abrundung ihres (hrnndkomplex.es noch
eine Gruudparzelle erworben nnd ging mm daran,
den vom Bauamte vorgelegten Plan zn einer geeigne
ten Sportanlage auszugestalten. Der Teil des Grnnd
stückes, ans dem die Nntzvielmiärkte abgehalten wurden, wurde mit herausnehmbaren Barrieren eingcrichtel, so daß dem ^pm"lbelvied ein für alle dis