Innsbruck Informiert

Jg.2001

/ Nr.6

- S.45

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WM

INNS

Höttinger Pestfreithof:
Gedenken und Kunst
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde auch Innsbruck und vor
allem Hötting von der Pest stark betroffen - die Toten wurden in einem
eigenen Friedhof bestattet. In mehrmonatiger Arbeit wurde nun der historische Höttinger Pestfriedhof restauriert und Ende April von Abt Raimund Schreier gesegnet.
Der Höttinger Pestfriedhof stammt
aus dem Jahr 1625. Die Höttinger legten damals das Gelöbnis ab, bei Erlöschen der Seuche eine jährliche Andacht in der Mariä-Heimsuchungs-Kapelle in Kranebitten abzuhalten. Im Lauf
der Zeit geriet der alte Höttinger Pestfriedhof in Vergessenheit, erst im Jahr
1846 wurde er wiederhergestellt. 1911
wurde der „Verein Pestfreithofgesellschaft Hötting" gegründet, um die Pflege und Wartung zu gewährleisten. Der
Verein errichtete 1912 die „neue" Pestkapelle und 1920 das Kriegerdenkmal
zur „Erinnerung an die gefallenen Helden der Gemeinde Hötting".
Den „Höttinger Pestfreithof" neuerlich zu sanieren war eine Initiative des
Innsbrucker Verschönerungsvereins.
Im Herbst des Vorjahres wurde mit den
Arbeiten begonnen. 1,1 Millionen wurden investiert (mit Unterstützung des
Landes, der Stadt, der Landesgedächtnisstiftung und des Innsbrucker
Verschönerungsvereins). In Absprache
mit dem Bundesdenkmalamt wurden
u.a. das Schindeldach, die Mauern und
Eingangstüre saniert, die Altarfiguren
neu gefasst und die Brecciesockel der
sieben Grabkreuze renoviert.
Den Abschluss der Sanierungsarbeiten sieht VerschönerungsvereinObmann Hermann Heel verbunden mit
einem gleich dreifachen Jubiläum: Der
Innsbrucker Verschönerungsverein feiert seinen 120. Geburtstag, vor 100
Jahren wurde Josef Prantl geboren und
vor 90 Jahren wurde der „Verein Pestfreithofgesellschaft" gegründet.
Mittelpunkt des „Pestfreithofs" oberhalb der Höttinger Pfarrkirche an der
Höhenstraße ist die 1912 erbaute Ka-

pelle, mit rechteckigem
Grundriss, Krüppelwalmdach, hölzernem vesperturmartigen Dachreiter und
korbbogigen Fenstern. Das
Innere der Kapelle schmückt
eine vom Bildhauer Franz
Öfner geschnitzte und von
Josef Sailer aus Seefeld gefasste Kreuzigungsgruppe
und eine Kreuzwegstation.
Eine große Bereicherung
brachte die künstlerische Blick in den renovierten Pestfriedhof mit den Bildern der
Gestaltung der alten Fried- Innsbrucker Künstler Josef Prantl und Toni Kirchmayr.
hofsmauer auf der linken Seite der Kastaltet. Beeindruckend gibt Prantl in der
pelle. In den fünf unterschiedlichen Nimittleren und höchsten der fünf Nischen
schen (sie dürften ursprünglich für die
Christus als menschgewordenem GotAufstellung von Grabsteinen bestimmt
tessohn in seinem tiefen Elend berührengewesen sein) malte Josef Prantl bede Gestalt. Mit Form und Farbe gelang
eindruckende Gemälde. Bereits Jahre
es dem Innsbrucker Künstler, die grenvorher hatte der Innsbrucker Künstler zenlose Verlassenheit und erschütternde
er besuchte die Münchner Akademie Tragik zum Ausdruck zu geben. Beeinauch die von der Kapelle rechts liegendruckend auch die Bilder über den Krieg,
de Kapelle mit einem „Frühwerk" gedie Pest und den Frieden. (AG)

Ein Kleinod sakraler Kunst
Die neu errichtete Pestkapelle am Heifentalweg in Arzl ist nicht nur ein Blickfang. „Es ist wichtig, diese Gedenkstätte zu erhalten, sie erinnert an die schwierigen Zeiten unserer Stadt und ist ein
kultureller Beitrag zur Bewusstseinsbildung", so Vizebürgermeister DI Eugen
Sprenger anlässlich der offiziellen Übergabe am 5. April.
Die Arzler Pestkapelle in der Helfentalmulde ist eine der drei noch erhaltenen Pestkapellen Innsbrucks (Pradler
oder Amraser Pestkapelle beim Dürerheim, vor zwei Jahren renoviert; Pestfriedhof in Hötting, der kürzlich renoviert
wurde). Durch einen Grundstückstausch
(zwischen Privat und Stadt) konnte die
eher abseits gelegene und fast verfallene Arzler Kapelle nunmehr auf einem
städtischen Grundstück nur wenige Meter unmittelbar neben dem Helfentalweg
neu aufgebaut werden - „in einer Koproduktion zwischen dem ehemaligen
Grundstückseigentümer Josef Stern,
dem Gartenamt und dem Verschöne-

INNSBRUCK INFORMIERT- JUNI 2001

rungsverein", freut sich Innsbrucks Vizebürgermeister über die Zusammenarbeit für dieses sakrale
Kleinod.
In Absprache mit dem
Denkmalamt
wurde
die
Kapelle im
Auftrag der
Stadt
gemauert. Im
Bereich des
Altars gestaltete und montierte die Tischlerei des
Gartenamtes der Stadt eine Auflage aus
Fichtenholz. Holzplastiken von Maria
und Magdalena sowie ein Holzkreuz (saniert von der Igler Restauratorin Traudl
Zulehner) stehen auf dem Altar. Die Matreier Kunstschmiede Amort gestaltete
das Schmiedeeisengitter (die 23.000
Schilling Kosten übernahm der Innsbrucker Verschönerungsverein).

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