Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.3

- S.10

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Stadt Innsbruck war Oberbaurat Innerebner iu den
letzten Jahrzehnten inuuer loieder beteiligt, so z. B.
bereits 1914/15 an ErlociteriingSballten des Äiiihl"
aucr Werkes, dann besonders 1929 au dcu Uni- uiid
ENveiteruuIsbantcn der Sillwcrke nüt der Zuleitung
des Vikarbaches nnd derzeit an dem Neuban der
Wasserversorgiiligsaulage oberhalb Äciihlau. Bereits
vor dem ersten Weltkriege wurden im Auftrage der
Stadt Innsbruck Planentwürfe und Geländeaufnahmen für das Achenfecwerk durchgeführt.
Vou Straßen uud Wegen, welche die Baunnterne"hmuug" Innercbner anlegte, seien schließlich noch
genannt: der Weg Igls-Hciligwasscr, die Zufahrtsstraßen znr Mittcnwaldbahn und zum Sillwert, der
Sillschluchtweg, der Wilhclin-Greil- nnd Nosnerweg.
Neben seiner fachlichen Tätigkeit widmete sich Oberbaurat Innercbner auch den öffentlichen Aufgaben in
verschiedenen Körperschaften. So war er dnrch mehrere Jahre Präsident der Kammer für Handel, Gewerbe nnd Industrie, Vizepräsident im Verband der
Industriellen Tirols und ebenso im Bnnd der I n dustriellen Österreichs, Landesverband für Tirol; viele
Jahre wirkte er überdies als Kamnierrat und Vizepräsident der Ingenicurkammer. Nicht vergessen sei
schließlich seine Tätigkeit im Ansschusse des Landes-

Nummer

museums Ferdinandenm, in dem er sich besonders in
den letzten Jahren um die Wiederherstellung des Gebäudes eifrig bemühte. Bereits im Jahre !9ll> erhielt Innerebner in Anerkennung feiner hervorragenden Tätigkeit auf dem Gebiete des Bauwesens das
Ritterkreuz des Franz-Josef Ordens nnd 1921
wnrdc ihm dcr Titel eines Obcrbaurates verliehen.
Zwei Jahre später zeichnete ihn die Technische Hochschule in München als „Schöpfer vorbildlicher Werke
der Baningenicurkunst im Alpcnlande und Förderer
der Ausbildung unserer jungen Ingenicure" mit der
Würde eines Ehrendoktors aus. I m Jahre !9!!l>
wurde Obcrbaurat Innerebner das Komtnrkrenz des
östcrr. Verdienstordens verliehen nnd 1914 ernannte
ihn die heimische Universität zu ihrem Ehrenmitglied.
I n den spärlichen Stnnden seiner Erholung widmet
sich Oberbaurat Innercbncr dcm Studium seincr geliebten Tiroler Heimat; selbst cin eifriger Tirolcnsicnsammlcr ist er in Geschichte, Kunstgeschichte nnd
Schrifttum des Landes Wohl bewandert. Mögen ihm
noch manche Jahre beschiedcn fein, die er befreit von
den Lasten seiner Geschäfte in gewohnter Rüstigkeit
ausschließlich dieser
widmen
kann.
K. Schädel bauer

Die Dichterin Fanny Wibmer-Pedit 60 Jahre alt
Geboren in Innsbruck am 19. Februar 1890
Die bedentcnde tirolische Dichterin uud Schriftstellerin Fanny Wibmcr-Pcdit, deren Schaffen nicht nur
im engcrcn Hcimatlandc, sondern auch in Osterreich
und darüberhinans ini ganzen deutschen Sprachgebiet
viel Interesse entgegengebracht wird, erfüllte im vorigen Monat ihr 00. Lebensjahr. Da Innsbruck ihre
Geburtsstadt ist, will die Landcshanptstadt, in der sich
zahlreiche Freunde uud Anhänger ihrer Kunst defilidcn, mit zn dcn Gratulanten gehören.
Der Vater der Dichterin, Franz Paul Pcdit, war
seinerzeit durch viele Jahre städtischer Sicherhcitswachmann in Innsbruck. Er inuß aber nm ein Stück
über seinem Beruf gestanden fein, da er, feiner dichterischen Bcgabung entsprechend, Volksstücke für die
Exlbühne geschrieben hat. Ihre Mutter, Thcrcs Ganzcr, war die begüterte Tochter des Bürgermeisters und
Landwirtes von Matrci in Osttirol.
Fanny Pcdit, nnscrc Jubilarin, wurde am 19. Februar 1tt90 in Innsbruck, St. Nikolauser-Gassc Nr. 1,
beim sogenannten „Brünnl" gcborcn und auf den 3!a
mcn Franziska getauft. Vou hier zog die Familie Pedit uni die Jahrhundertwende nach Drcihciligen, wo
sie für einige Zeit in der Kapuzincrgasse Nr. 37 Wohnung fand. Laut Angabe des Innsbrncker Adreßbnches erfolgte nm 19l)4 die Übersiedlnng nach Mühlau,
wo die Eltern der Fanny Pcdit das Hans Nr. ll> l cr
bauten; es liegt am heutigen Hohen Weg und ist den
Innsbrnckcrn als Gasthans „Heimgartcn" allgemein
bekannt. Bald gelang es dein Vater, für seinen Nenban die Gastwirtekon^ession zii erhalten. Die AnS^
Übung dieses Bernfes behagte den lielien Wirtsleiiten
jedoch nicht sehr. Fanny Pcdit mußte schon in ihrer
frühestcn Jugend arbeiten. Schon während ihrer scchs-

jährigen Volksschulzeit ili Innsbruck oblagcu ihr im
väterlichen Hause verschiedeue Ausgaben. Kaum der
Schnlbank entwachsen, hieß es für sie den Ernst des
Lebens als Lehrmädchen im Fichtnerladele nnter den
Lauben, gerade nnter dem Goldenen Dachl, zii erfahren. Diese Firma besteht hentzutage nicht mehr. „Das
war wunderschön. Da studierte ich die Packträgcr und
die langen Engländerinnen und in die Schwarzmanndcrtirchc im Welserwiukele trug ich all mein Frend
und Leid hin. I n die Hofburg nnd in das Schloß Ambras, das meine Angen immer fo heiß umlränmten,
bin ich nie gekommen." So schrieb einmal die Dichterin über ihre in Innsbruck erlebte Jugendzeit und erzählte dabei auch, wie gerire sic "den Echanspielen auf
dcr Gallcric im Innsbrnckcr Stadtthcatcr beiwohnte,
sooft es die Umstände erlaubten. Ein halbes Jahr verbrachte sie später als Angestellte der Firma Redlich in
der Mcranerstraße, damals Landhausstraße beuauut.
Dann iiinßte sie ili dem vom Vater erbanteu Gasthaus
„Heimgarten" die Stelle der Kellnerin übcrnehmcn,
ciue Eigenschaft, die dem aufgcwccktcn lind slrcbsamcn
Mädchcn bcgrciflichcrweise nicht recht znsagte oder
höchstens nur insoweit, als der „Eisernen Inngfrau",
wie sie vou den Gästen als Kellnerin betitelt wnrde,
dabei so zwischcndnrch, heimlich von Vater nnd Gasthausbesuchcru, das Vcrschliugcu von Werken deiltscher Klassiker möglich ward.
Die Familie Pedit übersiedelte dann gegen 19N8
von Innsbrnck nach Oberlienz, der Heimat der Mntter. Erst in Osttirol fand die Familie die langersehnte
Nnhc uud Fauuy Pcdit jcue Welt, dic sic. nmgcbcn
von Fcld und Vieh, znr jnngen Voltsschriftstcllcrin
werden ließ. Lassen wir die Dichterin selbst urteilen,