Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.11

- S.4

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in absehbarer Zeit das „Hans der Bergsteiger" oder
das „Haus des Tiroler Sportes" erbaut wird.
Solauge dem T v o r l nnd einem seiner edelsten

Vegrüßnngsansprache

Zweige, dem AIpinismns, gehnldigl wird, soll der
Name Ludwig Pnrtscheller mil Dank nnd Bewun
derung genannt werdeil!

des Bürgermeisters D r . A. Melzer anläßlich der Volkstnndelagnng des x^nsliinles snr

Volkskunde an der Universität Innsbruck, a/halten
kleine Damen und Herren!
Es heißt bekanntlich, wenn der Berg uicht znm
Propheten kommt^ so geht der Prophet zum Berg.
Sie haben es vorgezogen, nicht im lautcu Getriebe der
Laudeshauptstadt I h r e Taguug abzuhalteu, sondern
einen wuuderschöueu, stillen, waldumrauschteu Platz
zu wählen. I c h glaube, es ist auch gut so. Dcnu ge
rade der (Gegenstand, den: I h r e Bemi"lhungen gelten,
bedarf der Ruhe, der Beschaulichkeit uud der Besin
unng. Doch wäre die Landeshauptstadt eine schlechte
Landeshauptstadt, wenn sie sich nicht mit allen geisti
gen Strömen, die nnser Land so sehr berühren, einig
und verbunden wüßte.
Meine Damen und Herren! W i r habeil in den
letzten fünfzehn I a h r e u einen brntalen Unterricht in
Volksknnde kennen gelernt. Die Parole, dn bist nichts,
dein Volk ist alles, war ein Schlag ins Gesicht der
menschlichen Freiheit und der menschlichen Würde.
Die weitere Parole, Recht ist, was dem Volke nützt,
war eiu Hohn ans alles, was w i r seit zwei I a h r t a u
senden als christlichabendländische K u l t u r bezeichnen.
Und schließlich haben wir die Nassegesetze kennen
gelernt, deren Durchführung die Prinzipien von
-Vmnde oder Pferdczüchtcrn verwendete.
Es war eine Volkskunde eines traffen Materialismus uud wir danken Gott, daß dieser Materialismus
vorüber isl.
W i r dürfen nns aber nicht darüber hinwegtäuschen,
daß auch heute noch materialistische Überreste reich
lich vorhanden sind, wenn man von Volksknnde
spricht nnd darüber denkt. Nnch heilte kranken w i r
daran, daß man unter Volksknnde vielfach nur Schnh
plattcln, Trachtenumzüge uud sogenannte „Original
Tiroler Sängergrnppen" versteht. Natürlich gehören
anch solche Dinge znr Volksknnde nnd es würde nns
schmerzen, wenn die Trachten, Lieder nnd Schützen
kompagnien aus unserer Heimat verschwänden, Aber
es ist dies nur das oberflächliche Wellengetränsel nnd
misere Pflicht ist es, den miterirdischen Strom, in des
sen Tiefen das Ange nicht so leicht dringen kann, ",n
erforschen, sich der transzendenten Grundlagen bewnßi
zu werden, die den änßeren Wellenschlag verursachen.
Daher möchte ich Sie ganz besonders begrüßeil, daß
Sie sich, meine Damen nnd Herren, in dieser Tagung

iin >>otel ^l^rünivalderhof"

am

.">. September

!".»!".!.

-,ur "Aufgabe gestellt haben, diesen eigentlichen Wnrzeln der Volksknnde nachzuspüren.
Meine Damen nnd Herren! Als Bürgermeister der
Landeshauptstadt obliegt mir die Politik nnd die Ver
waltuug. I c h komme scheinbar ans einer vollkommen
anderen Sphäre und wenn sich Politik, Verwaltung
nnd Volksknnde irgendwo im täglichem Leben beruh
reu, so läßt diese Berührung meist einen schlechten
Geschmack im Mnnde zurück. Es handelt sich dann
meist darnm, die Äußerungen des Voltes für wirtschaftliche Iutcresseu des Fremdenverkehrs zn miß
brauchen. Und trotzdem muß ich gerade als Politiker
und als Fachmann der Verwaltung sagen, daß gerade
die Politik ans die Ergebnisse der Volksknnde nicht
vernichten kann. Aufgabe des Politikers ist, die 3 y n
these zwischen Freiheit nnd Ordnung ini menschlichen
Zusammenleben zu finden. Denn Freiheit ohne Ordnnng führt zur Zügellosigkeit. Die Ordnung aber
darf nicht eine Polizeiliche Ordnung fein, fie muß
geistige Bindungen einhalten. Gerade der Politiker
darf anf geistige Bindungen nicht verzichten, denn die
Freiheit ist nur möglich, wenn ein freiwillig aufer
legtes Band die Menschen nmschließt nnd znr Ord
nnng anhält. Dieses Band, diese Bindnng liegt in
dem Bewußtsein jedes einzelnen, seinem Volkstnm an
zugehöreu, sie liegt in den liefen nnbewnßten Slrö
mnngen, die dem einzelnen die Überzeugung ver
schaffen, daß es mehr gib! als nnr materielle Unteres
sen, x^hre Anfgabe ist es, dieses Band, wo es im G^
»riebe der Welt den Blicken entschwindet, wieder anf
mspnren, wo es zerrissen isl, wieder sacht nnd sorg
sam -,n tüüpfen. Dieses Band umschlingt alle, die in
nnserer Heimat wohnen nnd wirken, es umschlingt
Stadt nnd ^
Daß die Landeshauptstadt dafür Verständnis hat,
bai sie erst vor gan; tnr".er ^eit bewiesen. I c h selbst
babe die (Vbre gebabl, dem Vorsitzenden dieser ^a
gnng, den, >>errn Professor D r . Wopfner, für sein
Wirlen nnd seine Vebensarbeil anf dem Ge-biele der
Vollstnnde den Ning der ^ladt Innsbruck ",n über
reichen. I c h wünsche daher ^hnen und I h r e m Schaf
sen den besten Erfolg nnd gebe I h n e n die Versiche
rung, daß die Vandeshanptstadl mit Aufmerksamteil,
Woblwollen und x^nleresse v^bre Arbei! begleitet.