Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.11

- S.3

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Plahe, seiner in diesen spalten mil einem tur;en
Lebensxmris; lui besonderen ;n gedenten.
Lndloig Pnrtscheller (nicht Pfnrlscheller, Une er
irrtümlicher Weise auch öfters genannt loird) >oar am
li. Oktober 181l> in Willen bei Inusbrnck geboren.
Die damalige >>ausnn!nmer lautete Ü"l und ent
spricht
wie ans den Willener Pfarrmatrilen her
vorsteht
der heutigen N r . ? in der Leopoldstraße.
Seine Eltern waren der k. f. Ttenereinnehmer f r a n z
Pnrtscheller und die Stnbaierin Ncaria (trüber.
Nach Abschluß der Voltsschule trat er l85!> iu die
"liealschule, die er zum Teil in Innsbruck, ;nm Teil
in Rovereto, lvo er die italienische Tprache erlernen
wollte, besuchte. Das J a h r 18<>5> führte ihn nach
Pillach, wo er im Bleibnrger Bergwert seine erste
Anstellung gefunden hatte. Die mineralogischen und
geologischen Kenntnisse, die er sich dort angeeignet,
kamen ihm in seinem späteren Leben überaus zugute.
I m Jahre 1872 finden w i r ihn, nachdem er in Graz
die einschlagige Prüfung bestanden, iu Klagcnfnrt als
Turnlehrer, also iu jeuem Beruf, der ihn allsogleich
in die Bergwelt der Karawanken, der Ttainer und
der Karnischcn Alpen sowie in die Hohen Tauern
führte. 1874 übersiedelte der nun schon begeisterte
Alpinist nach Salzbnrg, wo er in gleicher Eigenschaft
au der Lehrerbildungsanstalt und am Gymnasium
mit viel Lust und Liebe seinen Beruf ausübte. Die
Hcrcmbildnng des jugendlichen Charakters galt ihm
als das höchste Lehrer-Ideal. M i t seinen Schülern
packte er den Rncksack nnd legte in ihre Herzen hinein
die Liebe zn den ewigen Bergen. I n den Ferien belätigte er sich ausschließlich als Hochtourist, führerlos bestieg er in systematischer Reihenfolge nahe an
zweitausend kotierte Berggipfel des Alpentranzcs von
der Riviera bis zum Wiener Wald, davon hunderte
als Erstbesteiger. Auf vierzig Gipfel von Viertausendern hat er feineu f u ß gesetzt. Enge Frenndschaft
verband ihn mit andern bedeutenden Alpinisten seiner
Zeit, wie E m i l Zsigmondy, D r . I n l i n s Kngy, D r .
Hans Mayer n. a. M i t letztgenanntem bczwaug er
als Erster Afrikas gewaltigsten Gipfel, den «110 Meter hohen Kilimandscharo. Anch die im selben Jahr
erfolgten Hochtonren im Kaukasus in Verein nut
(Gottfried Merzbacher seien hier verzeichnet, ohne jedoch näher darauf eingehen zu können.
Wie uuser großer Landsmann Purtscheller Berg
stock uud Pickel zu führen wnßle, ebenso meisterhaft
verstand er auch das f ü h r e n der Feder. I n über hundert Abhandlungen, zum größten Teil erschienen in
der „Keilschrift" nnd in den „ M i t t e i l u n g e n " des A l
Penvereins, legte er die Erlebnisse nnd l^rfahruugen
im Kampfe um die hochragenden Givfel nieder. Bon
seinen mehreren selbständigen Werten verdienen das
Lehrbuch „ I n Fels nnd F i r n " sonne sein weltberühm
les Reisehandbuch „Der Hochtonrist in den Ostalpen"
besonders (irwähnuug.
Nur eiumal in seinem latenreichen Leben ver
folgte den mit tnruerischem nnd bergsleigerischem Wissen ausgestatteten Sportsmanu das Unglück. (5s war
am 25». August l8!tt>, als er durch einen Unfall zweier
Bergsrennde an der Aiguille du D r n in der M o n l
blanc Gruppe mit iu die Tiefe gerissen wnrde wobei

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er einen überaus schweren und tomplizierten Bruch
des rechten Armes, der ",nersl in (hens", dann in Bern
behandelt wurde, davon trug. Nach Wiedergenesuug
erlrantle Pnrtscheller an einer Influenza nnd an
doppelseitiger Lungenentzündung, der er am l>". März
l".NX) in Bern erlag. Ein eigentümliches Schicksal hat
es gefügt, daß fein Leichnam gerade an jenem Tage
den Einzug in die von ihm so sehr geliebte zweite
Heimat Salzburg hielt, für welchen er, von fchwerer
Krankheit genesen, seine endliche Heimlehr nach halb
jähriger Abwesenheit festgesetzt hatte. Die deichen
feier erfolgte unter großartiger Teilnahme am
1>. M ä r ; am dortigen Kommnnalfriedhof. Zahlreiche
hervorragende Persönlichkeiten des Landes und Staates, viele Vertreter auswärtiger Alpenländer, v^r
allein des Landes Bayern nnd der Schweiz, gaben
dem berühmten Toten an der Spitze des langen
Trauerzuges das letzte Geleite. Anch die peimatstadt Innsbruck entsandte eine große Z a h l Trauergäste, insbesondere war der akademische Nlpenklub
stark vertreten. Acht Bergführer trngen den Sarg.
Derselbe war mit den Kränzen der Witwe und des
einzigen dreijährigen Kindes geschmückt.
Purtscheller, ein gründlicher Kenner nnd Forscher
des Alpenranmes, nannte einmal seine Heimatstadt
Iuusbruck „die schönste Stadt der ganzen Ost- und
Westalpen". Wenn er auch während seiner Mannesjahre, in denen er sich zum bedentendsten Alpinisten
des vorigen Jahrhunderts emporarbeitete, ankerhalb
Innsbruck und T i r o l lebte, kehrte er doch immer wieder, seine ihm in der frühesten Iugeud lieb gewordenen Plätzchen aufsuchend, Hieher zurück. M a n ersieht dies ans seinem Anfsatz in der „Österr. Alpenzeitung", I g . 1882, w o r i n er „(5iue Tonr i m Karwendelgebirge" beschreibt.
Nicht sehr zahlreich nnd seiner Berühmtheit entsprechend sind die Denkmäler, die dem großen Ho".5>tonristen, Alpcngeographcn und Schriftsteller zn
Ehren errichtet wnrdcn. Außer dem Grabobeksken
mit dem Bronzemedaillon in Salzburg, gestirei vom
Dentschen nnd Osterr. Alpenvcrein, ist noch das hochgelegene Pnrtscheller Hans ans der falzbnrgisch-bayrischcn Grenze bekannt. (Es wnrde in dlese". Nachkricgsjahren, iu denen die scharf? Hrenzsperre
herrschte, vielfach als einziger Trcffpnnkt > r , " V e r wandten uud freunde diesseits nnd jens>it3 der
Grenze genannt.) Die Vaterstadt Innsbruck taufte
im Vorort Pradl eine Straße ans den Na"ncn nnser-"s
großen Toten. Wenn Innsbrnck den ehrenden Titel
„Stadt der Bergsteiger" trägt, so wird es Pnns.^"ller,
der vor hundert I a h r e u iu seinen Manern geboren
nnd seit fünfzig Jahren entschlummert ist, eia dan
erndes treues Andenken bewahren.
Dies könnte — es scheint eher gebühre"d als bloß
geziemend - - seiue Vaterstadt Innsbruck nach anßen
hin in sinnfälliger Weise damit bekunden, dah von
den führenden alpinen Vereinigungen, na hd^ln nnnmehr die Gebnrtsstätte bekannt ist. alt dieser ei^.e p i " sende Gedenl"tafel errichtet werde. Gleichfc/s?, ist auch
von» Land T i r o l ein Zeicheil der Dankbarkeit >in seinen berühmten Sohn uud Tvortsmann zu erwarten,
besonders dann, wenn etwa nnweit von di^er Stelle