Innsbruck Informiert

Jg.2000

/ Nr.6

- S.44

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INNSBR1LC

75 Jahre Flughafen Innsbruck
Während die Innsbi uoker Bevölkerung bereits 1912 das erste; I lug/eug
über ihr(M Stadt bewundern konnte,
vor/ügeite sich die Errichtung des
Innsbruokei I lughafons bis /um 1. Juni
1925. Sowohl der Erste; Weltkrieg als
Aus dem Stadtarchiv
von Mag. Tanja Chraust
auch die Bestimmungen des Friedensvertrags von Saint-Germain sowie
die triste Wirtschaftslage in den Nachkriegsjahren und vor allem der Erwerb
eines geeigneten Grundstückes zogen
die Verwirklichung dieses Vorhaben in
die Länge.
Erst als s i c h d i e I n n s b r u c k e r
S t a d t g e m e i n d e a m 30. O k t o b e r
1924 b e r e i t e r k l ä r t e , 15 ha a u s
i h r e m G r u n d b e s i t z in d e r R e i c h e n a u zur Errichtung eines Flugp l a t z e s zur V e r f ü g u n g zu s t e l l e n ,
konnten endlich die erforderlic h e n B a u m a ß n a h m e n in A n g r i f f
genommen werden.
Nach Aufstellung der beiden vom
Flughafen Graz-Thalerhof stammenden
Eisenhangars sowie eines hölzernen
Flughafengebäudes und der Anlage einer Graspiste wurde am 1. Juni 1925
der Innsbrucker Flughafen in der Reichenau offiziell seiner Bestimmung
übergeben. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten konnten auch die Strecke
München - Innsbruck durch den Süddeutschen Aero Lloyd und kurze Zeit
später auch der Kurs Paris - Straßburg
- Zürich - Innsbruck - Wien durch die
französische Fluglinie CIDNA in Betrieb genommen werden. Die Einbindung in das Flugnetz der 1923 gegründeten Österreichischen Luftverkehrs A.G. (=ÖLAG) auf der Strecke
Wien - Salzburg - Innsbruck verzögerte sich hingegen bis 1926. In den darauf folgenden Jahren erfuhr diese Desti
nation eine Erweiterung bis nach Konstanz bzw. Zürich. Zusätzlich wurde ab
1930 der Kurs München - Innsbruck
über Bozen - Trient nach Mailand geführt. Doch ab 1933 machten die politischen Spannungen zwischen dem
Deutschen Reich und Österreich auch

I N N S B R U C K INI O R M I I . K T

voi dem I lugvor kehr ni< ,h! I lalt und
führten zur Einstellung dieser Strecken
führung. Zudem belasteten die Aus
Wirkungen der Weltwirtschaftskrise
den österreichischen Flugverkohl und
zwangen die ÖLAG, ihr Kursprogramm
auch in Bezug auf Innsbruck-Flüge zu
reduzieren.
Zum bestehenden Linienflugverkehr
entwickelte sich der Innsbrucker Flughafen zwischen 1926 und 1927 auch
zu einem wichtigen Ausgangspunkt für
Flugzeug-Höhentransporte, um hochgelegene Hütten zu versorgen. Diese
Pionierleistung ist untrennbar mit dem
Innsbrucker Flugpionier Raoul Stoisavljevic verbunden. Darüber hinaus
stand dem Innsbrucker Flughafen für
Rundflüge das einmotorige Flugzeug
„Tirol" zur Verfügung, an dessen Steuerknüppel jeweils Alfred von Eccher,
der erste Flughafendirektor, saß.
Die angespannte Wirtschaftslage der
dreißiger Jahre sowie der Ausbruch
des Zweiten Weltkrieges verhinderten
die Pläne des Flughafenbetreibers, einen neuen Flughafen im Westen der
Stadt zu errichten. Während der
Kriegsjahre gab es auf dem Innsbrucker Flughafen keinen Linienflugverkehr, und das Gelände diente vorwiegend zur schulischen Ausbildung
des NS-Fliegernachwuchses. Gegen
Kriegsende errichteten die Nationalsozialisten auf der Ulfiswiese einen
„Notflugplatz" mit einer Graspiste. Erst
unter der französischen Besatzungsmacht wurde ab 1946 mit dem Flughafenneubau auf der nordseitigen Ulfiswiese begonnen. Schließlich konnte
am 15. Janner 1948 das neue Flughafengelände „Innsbruck-West" mit dem
Flughafengebäude, dem hölzernen Tower, dem Flughafenhotel sowie einer
I Betonpiste seiner Bestimmung üboi
geben werden. Bereits kurze Zeit späte! landeten die ersten ( Charter und I i
nienmaschinen. Trotz Flugverbots für
die heimischen Segelflieger zeigte der
französische
I lochkommissäi
Béthouart Verständnis für deren Fliegorwünsohe, und so durften sich die
heimischen Segelflieger bereits ab Au
gust 194H in die I ufte s c h w i n g e n . I )ie

J U N I 2000

Motorflieger hingegen mußten noch bis
zum Staat svei trag (Ib. Mai 1 9bb) warten. Mit dem I rworb der I ufthoheit setz
te am Innsbruck«"! I lughaten ein reger
Flugbetrieb ein. Im Hinblick auf die in
Innsbruck stattfindenden IX. Olympi
sehen Winterspiele 1964 entschloss
man sich zu einer kompletten Neuanlage im Süden der Ulfiswiese, die am 24.
April 1965 eingeweiht wurde. Hoffnungsvoll blickte die Flughafenleitung in
die Zukunft der heimischen Luftfahrt,
doch gegen Ende 1969 verfiel der
Innsbrucker Flughafen in einen ungewollten „Dornröschenschlaf". Sowohl
die Ligu,dation der British Eagle Airways als auch der Sanierungskurs bei
den Austrian Airlines sowie die Umstellung auf das Düsenzeitalter und das
fehlende Anflugverfahren trugen zu dieser Entwicklung bei.
Als sich jedoch 1973 die Bevölkerung
für die Erhaltung des Flughafens aussprach, wagte man sich an die Installierung des Anflugverfahrens, das am 29.
Jänner 1976 in Betrieb genommen wurde. Erst mit der Winterflugsaison
1978/79 entdeckten wieder Charterfluggesellschaften aus West- und Nordeuropa das heimische Fluggelände.
Als noch am 1. April 1980 die Tyrolean Airways mit der Dash 7 die regelmäßigen Kurse nach Wien und Zürich
aufnahmen, wurde nicht nur endlich die
schon lange erhoffte Wende im heimischen Luftfahrtgeschehen erreicht,
sondern ein bis heute ungebrochener
Aufschwung eingeleitet.
Anlässlich seines 75. Geburtstages
kann der Innsbrucker Flughafen nach
einer sehr bewegten Entwicklung eine
stolze Bilanz vorweisen.
Das F l u g h a f e n g e l ä n d e hat s i c h
m i t t l e r w e i l e n i c h t nur zu e i n e m
wichtigen europäischen Region a l f l u g h a f e n , s o n d e r n auch z u e i n e m W i r t s c h a f t s t r ä g e r für S t a d t
und Land e n t w i c k e l t , der seit Jahren s c h w a r z e Z a h l e n s c h r e i b t .
Diese E r f o l g s b i l a n z b e i n h a l t e t d i e
Verpflichtung, die wirtschaftlichen und ö k o l o g i s c h e n Interessen a u c h in Z u k u n f t in einen harm o n i s c h e n E i n k l a n g zu b r i n g e n .

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