Innsbruck Informiert

Jg.2000

/ Nr.6

- S.42

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2000_Innsbruck_informiert_06
Ausgaben dieses Jahres – 2000
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
INNSBR

INNSBR

Botanik: Bezaubernde Welt
der Pflanzen, Kunst und Kultur
Palmen, Kaktusse, farbenprächtige Orchideen, Kakao-, Kaffee-, Bananensträucher, aber auch die heimische Pflanzenwelt der Alpen sowie Gebirgspflanzen aus aller Welt sind im Botanischen Garten vereint. Ca. 5000 Arten
sind hier zu Hause. Im Norden von der Sternwartestraße und im Süden von
der Botanikerstraße begrenzt, lädt der Botanische Garten der Universität
Innsbruck am Höttinger Sonnenhang auf einer Fläche von zwei Hektar
ganzjährig zum Erleben der Pflanzenwelt und exotisch bunter Pracht ein.
Der Botanische Garten dient - so Institutsvorstand Univ.-Prof. Dr. Siegmar
Bortenschlager, in erster Linie der Forschung und Lehre. Darüber hinaus
£ine Cycas circinalis aus Ostindien, die noch stellt er als grüne Lunge im Innsbrucker
Stadtteil Hötting auch eine Erlebniswelt
aus dem Bestand des alten Botanischen
Gartens im Jesuitenkolleg stammt und
für Jung und Alt dar. „Wir wollen unsere
nach Jahren der Ruhe kürzlich wieder ausSchätze auch der Öffentlichkeit zuzutreiben begann.
gänglich machen und allgemein bildend
wirken. Der Sinn einer solchen Anlage
ist es auch, zum besseren Verständnis
für die Pflanzenwelt beizutragen und
das Bewusstsein für den Artenschutz
zu fördern."
Das Freiland steht täglich für einen
Besuch offen. Die Gewächshäuser
sind jeden Donnerstag und jeden ersten Sonntag im Monat von 13 bis 16
Uhr geöffnet. Wenn Kunstausstellungen gezeigt werden, wie derzeit (noch
bis 12. Juni) die Ausstellung von Helmut Millonig, ist ein Besuch der Gewächshäuser täglich möglich.
Die Gartenanlage mit ihrem reichen
Baumbestand (Arboretum), den Spazierwegen und Bänken ist täglich frei
zugänglich. Bäume und Sträucher zahlAuch Ananasfrüchte sind zu bewundern.
reicher Pflanzenfamilien sind nach Verwandtschaftsgruppen geordnet und
die Pflanzen auf Schildern benannt. So

Helmut Millonig, Vizebürgermeisterin Hilde Zach und Institutsvorstand Univ. -Prof.
Dr. Siegmar Bortenschlager bei der Vernissage am 12. Mai.
(Fotos: W. Weger) Zwei Bronzejungen Millonigs.

18

ist ein systematischer Schaugarten entstanden, der dem interessierten Laien
einen informativen Rundgang ermöglicht. Unter den „Riesen" heben sich u.
a. eine gewaltige Plantane, ein Mammutbaum, mehrere Buchen, eine Silberlinde und ein Gingkobaum ab. Besondere Anziehungspunkte sind das
Alpinum, der Duft- und Tastgarten und
das Quartier für Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen.
Die Gewächshäuser sind in ein Farnhaus, ein Tropenhaus und in ein Kalthaus geteilt. Beim Spaziergang durch
die Tropenwelt machen u. a. Geweihfarne, Baumfarne, Orchideen und ein
kleiner Teich mit Wasserfall und umgrenzt von Riesenbambus, hängenden
Aronstabgewächsen und Epiphyten die
Artenfülle der Tropen bewusst. Auch
Kaffee, Kakao, Baumwolle, Ananas,
Bananen und Anonas gedeihen herrlich
und bringen regelmäßig Früchte.
Im benachbarten Kalthaus sind Sukkulenten und Kakteen mediterraner und
ostasiatisch und australischer Arten zu
bewundern. Dazu
gehören z.
B. der Eu-

Gartenchef Josef Stocker zeigt stolz
eine Pavonia-Blüte aus Brasilien.

INNSBRUCK INFORMIERT - JUNI 2000

kalyptusbaum, der Teestrauch und die
Hanfpalme, aber ebenso auch Wildgehölze der mediterranen Macchie, wie
der Erdbeerbaum oder die Baumerika.
Der erste Botanische Garten war auf
dem Gelände des Jesuitenkollegs vorrangig zur Kultur von Heilpflanzen eingerichtet. 1906 wurde der Garten nach
Hötting verlegt, die Anlage wurde im
Lauf der Jahrzehnte immer wieder neu
gestaltet und verbessert. Westlich der
Gewächshäuser ist das Institutsgebäude, östlich davon beherbergt der
Botanische Garten die Sternwarte.

Das Alpinum
Das Alpinum des Botanischen Gartens zeigt nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten geordnete Gebirgspflanzen. Weit über 1000 Pflanzen aus
allen nichttropischen Gebirgen der Erde sind hier angesiedelt. Die Pflanzen
wurden großteils aus Samen herangezogen, die direkt vom jeweiligen Naturstandort stammen. Zusammen mit
einem Moorbeet, einem Farnquartier
und vier durch Bäche miteinander verbundene Teiche hat das Alpinum eine
Größe von ca. 2000 Quadratmetern.

Labor Hochgebirge
Eine „Filiale" das Botanischen Garten ist der Alpengarten im Bereich der
Bergstation am Patscherkofel. Ein
wichtiges Forschungsinstitut der Botanik, das frei zugänglich ist.

Duft- und Tastgarten
Der Duft- und Tastgarten wurde vor
einem Jahr eröffnet und ist somit die
jüngste
Ei n r i c h tung des
Botan i-

sehen Gartens. Die in Österreich einzigartige Anlage wurde für sehbehinderte Menschen gestaltet, bietet aber
auch für alle anderen Interessierten die
Möglichkeit, die Vielfalt der Pflanzenweit mit dem Tast- und Geruchssinn zu
erfahren. Die Beschilderung ist sowohl
in normaler Schritt als auch in Blindenschrift ausgeführt.

den Enten und Gänse, die Liebespaare, die Tänzerin, die schönen Bronzemädchen - alle wurden so harmonisch in das Pflanzenparadies eingefügt, dass man glauben könnte, sie
wären schon immer dagewesen. Für
Freunde von Natur und Kunst ist ein
Besuch des Botanischen Gartens derzeit besonders empfehlenswert. (WW)

Heil-, Gift- und
Gewürzpflanzen
In diesem Bereich werden rund 300
Pflanzenarten kultiviert. Alte Drogen-,
Heil-, Gift- und Gewürzpflanzen haben
durch die Naturheilkunde wieder verstärkt Bedeutung bekommen. In der
Anlage sollen die getrocknete Pflanze
und die alten Kenntnisse darüber konkret mit der lebenden Pflanze in Verbindung gebracht und deren Wirkungsweise kritisch beurteilt werden.

Hirschgeweihfarne im Farnhaus.

Die Freunde
Wie z. B. der Alpenzoo oder der Hofgarten hat auch der Botanische Garten
eine „Gesellschaft der Freunde des
Botanischen Gartens". Im Vordergrund
stehen die Förderung des Botanischen
Gartens sowie des Natur- und Umweltgedankens. Die Jahresgebühr beträgt 200 S. Nähere Auskünfte unter
der Telefonnummer 507- 95 10 oder
59 56 DW.

Die Kunst
Die Pflanzenwelt in den Gewächshäusern bietet auch immer wieder ein
bezauberndes Ambiente für die Kunst.
Derzeit sind (bis 12. Juni) Werke des
Tiroler Bildhauers und Malers Helmut
Millonig zu bewundern. Ob z. B. die
Nubierin, die Flamingos, die Reiher, die
Eule auf Büchern, die wasserspeien-

Blick in das Trockenhaus mit Mittelmeergewächsen, Kakteen und Sukkulenten. Mitten drin eine AfrikaneRiechen und (be)greifen im Duft- und Tastgarten.
rin Millonigs.

INNSBRUCK INFORMIERT - JUNI 2000

Kakaopflanzen blühen und fruchten zugleich.

In der Mitte die jüngste Erwerbung. Ein gut 200
Jahre alter Köcherbaum aus Südafrika. Dank der
Unterstützung von Austrian Airlines und der Spedition Schenker BTL kann der Botanische Garten
in Innsbruck als einziger Standort in Europa mit dieser Sensation aufwarten. Der Baum hat diesen Namen, weil Buschmänner früher aus seinem Holz
Köcher für Pfeile fertigten.

19