Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.9

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

italienischer, französischer und englischer Sprache, an
die sich meist eingehende Dislnssionen anschlössen,
legten die Teilnehnier ihre uenesten wissenschaftlichen
Ergebnisse dar. Sic zengten so von den Fortschritten
ihrer gemeinsamen Wissenschaft, der Hiathematik, die
besser als jede andere Disziplin durch die absolute
l^ültigkeit ihrer Erkenntnisse ein einigendes Band nm
ihre Gelehrten in i^nropa nnd der Welt zn schlingen
vermag. Wie oft ist denn nicht "derselbe inathematische
(Hedanke gleichzeitig nnd unabhängig von einander
in verschiedenen europäischen Ländern entwickelt wor
den, und wie oft ist die (iutwicklnug einer mathema
tischen Theorie in einem europäischem Lande begon
neu, in einein anderen fortgetriebcn nn"d in einem
dritten Lande vollendet worden, soweit überhaupt
eine wissenschaftliche Theorie jemals vollendet werden
t"aun.
An dem großen wissenschaftlichen Erfolge des Kon
grcsscs haben die Mathematiker österreichischer Herkunft reichen A n t e i l ; nicht alle von ihnen sind libri
gens in ihrer Heimat tätig; einige der international
anerkanntesten davon wirken anf deutschen Lehrstühlen in Gießen nnd Göttingen, Hamburg nnd Karlsruhe, Mainz und München; sie waren mit besonderer
prende der Einladnng ihrer Landslcute nach I n n s bruck gefolgt.
Die Führung der deutschen Mathematiker lag in
den Händen von Prof. Blaschke (Hambnrg) nnd Prof.
Hasse (Berlin); kic Italiener Dhrte Sc. Exzellenz
Pros. Severi (Rom) und Pros. S i g n o r i n i (Rom), die
Franzosen Prof. Denjoy (Paris), die Engländer Prof.
Jones (<5t. Andrews), die Holländer Pros. (Herreisen
(Groningen), die Türken Pros. Alisbah, die Österreicher endlich Prof. Nadon (Wien).
E i n wissenschaftlicher Kongreß erschöpft sich jedoch
nicht vollends in seinen wissenschaftlichen Sitzungen
und Debatten. Von mindestens demselben Werte ist
die persönliche Fühlnngnahme der Gelehrten, die
durch nichts mehr gefördert werden konnte, als durch
die vielen ini höchsten Maße wohl gelungenen, teils
intim-geselligen, teils repräsentativ-gesellschaftlichen
Veranstaltungen in Innsbruck und seiner herrlichen
Umgebung, die die Österreichische Mathematische Gesellschaft dank der Unterstützung dnrch staatliche nnd
städtische Behörden nnd dnrch einige Wirtschaftsvcr
bände den Kongreßteilnehmern nnd ihren Angehört
gen bieten konnte. Diese Veranstaltungen, nämlich

Nummer

der Desiali der Eröffnung in der Università! ^nns
brück mi! dem anschließenden Essen im Hole! M a r i a
Theresia, der Empfang der Stadt Innsbruck im
Hochhaus Caso, der Abend in I g l s / d i e Fahrl ans das
Hafelekar und der Abend im Hotel Teegrnbe, die Iierr
liche Nundfahrt dnrch Tirol nnd die Schlußseier do>
tiroler Abends in M a r i a B r u u u auf der Huugerburg
waren glänzend gelungene festliche Vereinigungen der
europäischen Mathematiker.
Das immer wieder nnd in allen sprachen erklin
gende ^!ob der Festredner nnd der Einzelpersonen über
diese eindrucksvollen Teile des Kongresses war getra
gen von einmütiger Begeisterung über die hohe, tanni
zu überbietende liebenswürdige Gastfreundschaft der
österreichischen Mathematiker.
Diese österreichische Gastlichkeit ist um so mehr an
zuerkeuncn, als sie von einem mit materiellen l^ülern
nnr wenig bedachten Lande kam, dessen Wiederaufbau
nachdem Kriege nicht leicht ist; dieser Aufbau scheint
aber, wie die Stadt Innsbruck selbst es beweist, zäh
und unternehmend gefördert zn werden. Wie wichtig
solcher Unternehmungsgeist ist und wie erfolgreich er
sein kann, das hat gerade die Österreichische Malhe
matische Gesellschaft nnd ihr Orgauisationskomilee
(Prof. Gröbner, Inzinger, Nadon nud Mitarbeiter)
bewiesen, die dnrch ihre I n i t i a t i v e allen anderen
europäischen wissenschaftlichen Gesellschaften ein ber
vorragendes Beispiel gegebeu haben. ( M a u möchte
solche I n i t i a t i v e anch einigen Iuusbrucker Hotel
besitzeru wünschen, deren nnbegreiflich tenre „Häuser
^. Ranges" einstweilen noch alles andere denn eine
Förderung des österreichischen Fremdenverkehrs be
deuteu.)
Zusammenfassend ist festzustellen, daß die ^ n n s
brucker Mathematilertagnng dank der aufopfernden
Fürsorge unserer österreichischen Kollegen allen aus
ländischen Teilnehmern als ein vorbildlich organisier
ter wissenschaftlicher Kongreß stets in bestem l^eden
kcn bleiben wird, der dazu beigetragen Hal, dem schö
neu Laude T i r o l und seiner herrlichen Hauptsladl
Iunsbrnck in der Gelehrtenschaft aller enropäifchen
Länder zahlreiche neue Frennde zn gewinnen, die das
Lob dieses wunderbaren Ttückes Alpenlaud uud sei
uer gastlichen Einwohner gerne in ihren Hochschnl
slädteu verbreiten werden.
Prof. Dr. Kars Strubecker, Karlsruhe.

Dokumente unserer Zeit
Begrüßungsrede des Bürgermeisters Dr. A. Melzer anlasilich der il. Österreichischen
Machematikercagung in Illnsbruck in der Universitär am ^>. ^lugllst
"Vcagnifizenz, hochverehrte Festgäste,
meine Damen und Herren!
Bei Vitrnvins lesen wir, daß Arislipp, ein ^chü
ler des SKrates, bei einem Schiffbruch an das Ufer
eines unbekannten lHilaudes geworfen wurde. Docli
die Nettnng ans der Seenot brachte den Schiffbruch!
geu neile Sorgen: sie wußlen niclu, ob sie nichl viel

leicht völlig hilflos der Gewalt von Barbaren dieser
unbekannlen Insel preisgegeben seien. Da bemerkt
Arislipp ^üi Iiser geometrische Figuren in den ^a^id
gezeichnet. Und mm rief er seine Freunde herbei und
frohlockle"

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vi<.1(.>()".- „ n u n wollen w i r bester H o f f n u n g sein, denn
liier sehe ich die F ä h r t e gebildeler kultivierter M e n
ttbeu," Und so mmlile a i x l , ich ^ i e meine T a n i e