Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.6

- S.5

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Nummer 6

der Landeshauptstadt Innsbruck

wird. Der Bürgermeister versprach, siä» mil der Be
satznngsmacht in Verbindung ;n sehen.
Eine Anregnng der l ^ N . Oberhammer, d."n Obus
»ach ^)ieu Pradl viertelstündlich ^li fahren, versprach
SNli. Wilberger als Direktor der ^unsbrncker Ver
kehrsbelriebe ;n prüfen nnd, wenn es siel) lohnt, ^u
befolgen.
G N . Loreck schlng vor, mit Fabriken >>l ^ i ü h l a u
weqcn der Überlassung von )1iäumen für ein .U"inder
tagesheim in Verbindung zu treten. Die Angelegen
beit lvurde dein Wohlfahrtsausschuß zngelviesen,
lHiner Verbreitcrnng der Iofef Poll Straße ans
volle ll> Meter nmrde zngestimint, die Banlinie für
das (Gebiet Landbansplah- M a r i a Theresien Straße
Welsergasse ^^uggergasse genehmigt.
Der Genieinderat stimmte ferner einem diruud
tansch der Stadt Nlit der Ersten Tiroler Keks^ nnd
Znckerwarenfabrit (hcbr. Walde zn.
I n der Nilckstellungsangelegenheit des Prämon
stratenser Chorherrenstiftes Wilten gegen die 2ladl
Nuirdc ein Vergleichöangebot angenommen.
Der Anspruch des Ursnlinenklosters Innsbruck auf

Seite 5

))iückslellnug von ^runden iil der Hötliuger Au löst^
eine lebhafte Wechselrede ans. Wahrend die Sozialisten
dafür eintraten, daß die Stadt an Stelle einer Vergütung des seinerzeitigen Kaufpreises von den Ursulinen die Hänser >töruerstraße 5> und 7 sowie Noseg
gerslraße l<» iibernehme, beantragten die Vertreter
der T V P . , einen Vergleich zn schließen, der vorsieht,
das; die Ursnlinen, statt den Kaufpreis zurückzuzahlen,
der Stadt ein Siedluugsgeläude von ungefähr 15).Wl)
Quadratmeter überlassen. Dieser Autrag wurde
schließlich mil Mehrheit angenommen.
Ferner wnrde der Bürgermeister ermächtigt, für
sämtliche kriegsgeschädigte städtische Wohrchansb^uten
Fondshilfc des Wiederaufbaufonds in Anspruch zu
nehmen nnd die bisher vorliegenden Schuldscheine der
Woh>ih2USiviederaufbau-^ondskommission in der Gesamchö"h." von "^.714.000 3 zn unterfertigen.
(Lineni Nückstelluugsivcrglcich mit der r.-k. Pfarrkirche S t . Leouhard in M i i h l a n und S t . Johann in
Arzl wnrde nnter der Bedingung zugestiunnt, daß der
Stadtrat keine nachträglichen Einwendungen erhebt.
Die Sitznng danertc etwas mehr als eine Stunde.

Dokumente unserer Zeit
Ansprache des Bürgermeisters Dr. Anton Melzer
anläßlich deö Empfanges zn Ehren der französischen Parlamenrsabordnnng unter F n l n u n g von
Präsident Pczet anf der Sccgrnbc, an, 13. Februar
Herr Präsident! Meine Herren "Abgeordneten!
Sie kommen als "Angehörige eines Parlameutes,
dessen Ideen seit 1789 das Antlitz Europas verändert
haben und Sie befinden sich in einem Lande, welches
ein Parlament — den Tiroler Landtag — lesjtzt,
das zn den ältesten demokratischen Einrichtungen
Europas gehört. Sie kommen aus eiuem Laude, das
vielleicht am ineisten unter dem Kriege nnd dem
Nationalsozialismus gelitten hat und Sie befinden
sich in einem Lande, das um fünf Jahre länger einen
Krieg gegen Terror nnd Gewalt geführt hat als alle
übrigen Länder Europas. Denn für Österreich hat der
Kampf gegen Hitler nicht erst im Jahre I!)39, sondern bereits im Jahre 1!»^", begonnen.
Ich begrüße Sie im Namen der Stadt Iunsbruck,
einer Stadt, die eine Brücke in ihrem Wappen führt.
Die Brücke hat seit jeher die Aufgabe, getrennte Ufer
nnd getrennte Länder zn oerbinden. Unsere Stadt hat
seit beinahe zwei Jahrtausenden, seit es eine Geschichtsschreibung oibt, die Mission, die das Sinnbild der
Brücke ihr auferlegt hat, in w,"chsclvollen Schicksalstagen erfüllt, Die Legionen des"Augustus, ?rns> s und
Germam"eus find hier durchmarschiert und haben eine
Siedlnng gegründet, welche als Borstadt von I n n s brnck heute noch deu römischen Namen trägt. Jahr
hunderte spater sind die Stilline der Bölterwanderung
durch unsere Täler gebraust uud wieder eiu halbes
Jahrhundert später sah misere Stadt die Pferde uud
die Neiter der deutschen Kaiser, welche nach No in zo-

gen, nm uom Papst gekrönt zu werden oder nm mit
ihm Krieg zn führen
Jeder dieser Durchzüge bezeichnet eine eigene Epoche
in der Geschichte Europas nnd die Brücke, nach der unsere Stadt ihren Namen trägt, hat nicht immer friedlichen Zwecken gedient. Aber wo in der Welt gibt es
nicht ein Instrument, das für gute Zwecke bestimmt nnd
für böse Zwecke mißbraucht werden kannte. Der Geist
ist es, der die Welt formt nnd nicht irgendwelche I n strumente. Darum bin ich versucht, zu sagen, daß der
Geist des Symbols unserer Stadt noch nie so aktnell
war, wie heute.
W i r sind ein kleines Land und arm an materiellen
M i t t e l n . Aber gerade die letzten Jahre haben gezeigt,
wie arm die Welt wird, wenn sie nnr materielle M i t tel, nnr Macht lind Stärke kennt. Gerade weil wir klein
sind nnd keine physische Macht besitze,,, sind wir gezwungen, den Wettkampf mit den übrigen Nationen
mit den Waffen des Geistes, der Wissenschaft nnd der
Knltnr zu führen. Und auf diesem Gebiet des Geistes,
der Wissenschaft, der Knltnr und ich darf wohl auch
hinzufüge», der Borzüge des Herzens und der Seele
sind wir reich wie irgend eine Großmacht der Erde uud
ich glaube, daß wir von diesen unseren geistigen und
tllltnrcllen Schätze,, an alle anderen Läuder abgeben
können, ohne selbst je ärmer zu werden. Daher fühlen
wir nns verpflichtet, als Mittler zu dienen, als verbindende Brücke im Herzen Europas zwischen den verschiedenen Knlturkreisen der Bölker unseres K o n t i ,
nentes.