Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.4

- S.3

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der ^afldcöhauptstadt

waren. Infolge des hohen Grundwasserstandes nnd
der verhältnismäßig niederen Lage Innsbrucks min
I n n sind die meisten Altstadlhänser nicht nnterkellerl.
Erst durch die neuen Bauverfahren N"ird es künftig

Seite

möglich sein, die Hänser teilweise zu unterkellern. Die
arg verbauten unlwgienischen Innenhöfe bedürfen
gleichfalls einer gründlichen Nenoviernug.

Das Vogelhaus der Stadt Innsbruck, seine Entstehung
und dermalige Besetzung
Neg.Mat L. L e rche r.
Der prächtige städtische Park mit der Villa „Planka" beherbergt, manchen Inusbrnckern nnd Besuchern
unserer Stadt immer noch viel zu wenig bekannt, die
großen Flugräumc der Tiroler Vogelwarte, eine
Vogelhaus-Anlage mit ganz neuartiger Gcstaltuug,
die von auswärtigen Fachmännern wiederholt als
einzigartige Einrichtung anerkannt wnrdc. Dieses
Vogel Hans wnrdc über Anregung des seinerzeitigen
Vorstandes der Sparkasse der Stadt Innsbruck, Herrn
Hans Hörtnagl, nach den Ideen des ehemaligen verdienstvollen Obmannes der Tiroler Vogelwarte, des
B.-B.-Ob.-Insp. Max Sandner und des Verfassers
dieses Aufsatzes, durch deu Jug. Thnrner des Stadtbauamtcs Innsbruck geschaffen. An der Stelle, wo
das Vogelhaus aus der Erde wuchs, stand einst ein
langgestrecktes, zur Villa Blauka gehöriges GlasHans, das dem Verfall Preisgegeben ward. Ob.-Insp.
Max Sandncr wurde beim ersten Fliegerangriff auf
Innsbrnck, am 15. Dezember 1943, vollständig ansgebombt, übersiedelte nach Zell a. S., wo er ani
25. August 1N45 einem Herzschlag erlag. Seit jener
Zeit wurde die Leitung dieses Vogelhauses, bzw. der
Tiroler Vogelwarte dem Verfasser übertragen. I n g .
Thnrncr, der Erbauer des Vogelhauses, ist bald nach
der Fertigstellung desselben plötzlich gestorben.
Ein dreiteiliges, weitläufiges Vogelhaus veranschaulicht in frischer, natürlicher Umgebung in den
erwähnten Flugräumen drei Landschaftstypen, eine
„Au", ciue „Mittelgebirgs-" und eine „Hochgebirgslandschaft". I n letzterer befindet sich neben einem
kleineu Teiche (ein solcher wnrde in allen drei Volieren eingebaut), ein künstlicher Wasserfall.
Die hier erstmals mit großem Erfolg versuchte
naturgemäße Unterbringung heimischer Vögel wird
nnn auch vom Priuzcu von Ncuß, der nnser Vogelhaus wiederholt besichtigte, auf seinen Landgütern in
der Steiermark nachgeahmt.
Von dein Gedanken ausgehend, den Besuchcru nnr
einheimische, im allgemeiueu weniger bekannte Vogel
arten zn zeigen, ist die Leitnng der Tiroler Vogel
warte nach wie vor bestrebt, in den einzelnen Land
schaftstypeu hauptsächlich jene Vögel znr Schau zu
stellen, die in freier Natur in derselben vorkommen.
So werden in der „Aulandschaft" neben Rebhuhn,
Wachtel, Kiebitz, Star, Grünfnßteichhnhn, Bleschuhn
n. a. Lauf nnd Tumpfvögelu auch die rote und graue
Nachtigall (der grosser), das Blankehlchen, das Not
kehlchen, die weiße nud die gelbe Bachstelze, sowie die
Bartmeise vom Neusiedler See, als auch der Pirol
(die Goldamsel) nnd vielleicht, falls die Erwerbung
gelingt, das Haselhuhn zu sehen sein. — Durch

die angebahnte Verbindung mit dem Biologischen I n stitnt Wilhelminenberg in Wien, werden wir die
oben aufgezählten, nns aber bis nnn zum Teil noch
fehlenden Vögel im Laufe der Zeit angeliefert erhalten. — Als Kompensation mußten wir sechs Haubenmeisen und zwei Paar Kreuzschnäbel snr das genannte Institut zu Brutversuchen beschaffen.
Eine Spitzcnleistnng war die Aufpäppclnng eiues
Kuckucks, der durch den dermaligen Wärter der Schauanlage mit viel Geschick voliercnrcif gemacht wurde.
Das Kuckucksei wurde dnrch zwei Gartenrotschwänzchen, die ihr Nest nnter einer Dachschindel eines
Bauernhofes am Weerbcrg angelegt hatten, in das
ein hernmoagabnndicrendcs Knckncksweibchen ein E l
ablegte, bzw. hineinpraktizierte, erbrütet uud der sich
zn einem prächtigen Männchen entwickelnde Zichsohn
mühsam aufgczogcu, bis er geraume Zeit vor dem
Sclbständigwcrden der Tiroler Vogelwarte zur weiteren Betreuung überantwortet wurde. Eine erwähnenswerte Vergangenheit ,hat der in der Aulandschaft
untergebrachte Kiebitz. Er wurde in der Gegend des
Dorfes Patsch mit gebrochenen Flügeln von einem
revierenden Jagdhunde aufgestöbert und einen Tag
später vom Huudebesitzcr der Tiroler Vogelwarte
übergeben, bzw. im Garten der Vogelschutzstation am
Ahrnberg ausgesetzt. Nach einer notwendig gewordenen Operation verheilte die Bruchstelle des Flügelsnnn fühlt sich der vor einem traurigen Ende bewahrte
Kiebitz recht Wohl nnd ist seinem Pfleger sehr zugetan.
I m „Mittelgebirge" sehen wir die der breiten
Masse mehr bekannten Körncrfresscr, wie: die zwei
prächtigen Gimpelpaare, Erlenzeisige, Distelfinken,
die stets mnnteren Tannen- nnd Haubenmeisen, die
Kleiber, die Feld- nnd Stcinlerche, das SingdrosselPaar, den mittleren Bnntspecht, eine Ningdrossel,
eine selten schöne Blandrossel nnd eine rote Nachli
gall. I n der „Hochgebirgslandschafl" sind dermalen
vertreten: drei Alpenbraunellen, fünf Alpeuleinzei
sige, zwei Bergfinken, ein Steinschmätzer, eiu Wasserpieper, ein Hansrotschwanz, ein Zitronenzeisig, drei
Singdrosseln, eine Blandrossel, eine Gebirgsstelze nnd
fünf Kreuzschnäbel in den verschiedenen Verfärbuugsstadien. Wir sind bemüht, das dnrch l"lberalternng
eingegangene Steinhuhn zu ersetzen.
Schwere Verluste erlitt das Vogelhans dnrch den
seiuerzeitigen unterirdischen Einbruch eines Wiesels
in das „Hochgebirge", das ^!i der wertvollsten, nnr
sehr schwer und uur allmählich wieder beschaffbaren
Vögel, wie z. B. des Steinrötlpaarcs, in einer Nacht
vernichtete. Es ist alles in die Wege geleitet, daß wir