Innsbruck Informiert

Jg.1999

/ Nr.5

- S.45

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Der Rennweg - als Zeuge
geschichtlicher Ereignisse
Die Rolle als Zufahrts- und Umfah
rungsstraße bzw. zeitweiliger Marktplatz, die dem Rennweg heute zugewiesen wird, steht ihm eigentlich nicht
zu. Sehr zu kurz kommt seine in vergangenen Tagen sehr viel mehr geschätzte Bedeutung, die in den kulturVon Josefine Justic
geschichtlich wichtigen Bauwerken
und Anlagen in seinem südlichsten Bereich begründet ist. Nicht zuletzt die
dadurch geschaffene ansprechende
Umgebung war es, die den Rennweg
in den Jahrhunderten seines Bestehens
wechselvolle, erfreuliche, aber auch mit
weniger guten Erinnerungen verbundene Ereignisse erleben ließ. Beredtes Zeugnis darüber geben schon die
diversen Bezeichnungen für diese
Straße zwischen dem Franziskanerbogen im Süden und dem nördlichen Ende des Hofgartens, wo heute die KarlKapferer-Straße nach Osten abzweigt.
Dieser Teil des Rennweges steht im
Mittelpunkt unseres Interesses.
Zu Zeiten der mittelalterlichen gotischen Burg (anstelle der Hofburg) war
der Rennweg zu einer Viehweide und
Mistablagerungsstätte degradiert, der
Abfälle der Stadt und des landesfürstlichen Hofes auffangen mußte. Erzherzog Ferdinand II. begann diesem üblen
Zustand abzuhelfen, sanierte den Platz
und nutzte ihn für höfische Turniere und
andere Festlichkeiten, daher des Rennwegs erste Bezeichnung als Rennplatz.
Auch unter Erzherzog Leopold V., seinem Sohn und Nachfolger Ferdinand
Karl bzw. seiner Frau Claudia als Regentin war der Rennplatz nicht mit
Schauplatz prunkvoller Hoffeste, sondern erhielt auch das erste Komödienhaus (heute noch z. T. zu sehen im Saal
Dogana des Kongreßhauses) und den
Vorgängerbau des Landestheaters,
das Hoftheater.
Maria Theresia war die Initiatorin des
Baues der barocken Hofburg, die heute noch die imperiale Note des Rennweges unterstreicht. Auch die BeI N N S B R U C K INI ORMIKRT

pflarvung mit der Silbmpappd Allee,
allerdings in weit umfangreicherem
Ausmaß, als sie jetzt besteht, geht auf
die maria-theresianischen Jahre zurück.
Am Beginn des 19. Jahrhunderts marschierten dann abwechselnd Tiroler,
österreichische, französische und
bayerische Truppen am Rennweg auf,
militärische Defilees waren angesagt,
Krieg war ausgebrochen. 1848 wiederum, als die Hofburg Zufluchtsort für
Kaiser Ferdinand d. Gütigen wurde,
salutierten Innsbrucker Schützen als
Ehrenwache friedlich am Rennweg.
Unser Jahrhundert bescherte dann der
mittlerweile (fast) wie heute aussehenden Straße noch einiges an zeitgeistig
gefärbten Aktivitäten: 1921 versammelte er Menschenmengen aus Anlaß
der Kundgebungen für die Volksabstimmung zur Frage des Anschlusses
an das Deutsche Reich. 1934 wurde er
(im Bereich zwischen der Herrengasse und dem Südende) nach dem ermordeten österreichischen Bundeskanzler in Dollfußplatz umbenannt, um
vier Jahre später mit der Namenstafel
Adolf-Hitler-Platz bestückt zu werden.
Auch erkannte das NS-Regime die
Wirkung des Platzes für seine Zwecke,
so daß zwischen 1938 und 1945 eine

Der Ron,
auf Seite //.

MAI

Viel/ahl von Gau-Appellen, Maifeiern
und dgl. Veranstaltungen abgehalten
und der Rennweg arg strapaziert wurde. Sehr schnell nach dem Ende des
Krieges wurden die Straßentafoln wieder ausgewechselt, und der Rennweg
erhielt wieder seine ursprüngliche Bezeichnung. Seit dieser Zeit überstand
er sowohl friedliche Aufmärsche wie
auch wortgewaltige Protestmärsche
und sogar wieder (Fisch-)Märkte und
wird dies wohl auch in Zukunft tun ...

Der Rennweg wird /um Adolf-Hitler-Platz,
März 1938.

iginal-Ölbild auf Karton. Weitete historische Ansichten c/cs Rennweges
Alle Originale im Stadtarchiv

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