Innsbruck Informiert

Jg.1999

/ Nr.2

- S.38

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INNSB

Ein Jahrhundert rauscht vorüber
und mit Pech überzogene auch überige ekelhafte Verkleidungen" verboten
sind.
Weiters dokumentiert eine Kundmachung des erwähnten Jahres, daß die
Regierung auch dafür Sorge trug, daß
diese beliebten FaschingsunterhaltunVon Josefine Justic
gen für die Bevölkerung leistbar blieben, indem sie die Eintrittspreise und
auch die Konsumationspreise festlegte.
Ein Blick, der noch weiter zurück
Und schließlich forderte die Regieführt und dem diese Zeilen gewidmet
rung alle Besucher der Redouten auf,
sind, soll an Karnevalsaktivitäten erin„sich mit aller bescheidenen Ehrbarkeit
nern, die ganz anders gestaltet und orzu betragen und dermaßen gleich zu
ganisiert wurden, als wir sie heute erhalten, daß von keinem um so minder
leben:
ein Unterschied sey es im Tanzen oder
Es waren vor über 200 Jahren und
Sitzen, zum Abbruch und Nachstand
bis herauf zur Wende unseres Jahranderer gemacht werde, als alle und jehunderts die sogenannten Redouten,
de bey dem Redoutensaale
angebrachte Zimmer,
und anderweite vorgekehrte Bequemlichkeiten zu jedermanns anständigem Gebrauche,
sowohl zum Spielen
als Soupieren frey
und bereit stehen,
worüber besonders
durch unbekannte,
maskirte Aufseher
allenthalben genaue
Obsicht getragen
Die „ältesten" Redoutensäle in der Universitätsstraße, 1887.
werden wird".
Aquarell von J. Gröber
Q b e r d e n Ablauf

So lautete das Motto der Veranstaltung der Innsbrucker Liedertafel im Fasching 1950, die damals einen der
Höhepunkte des närrischen Treibens in
unserer Stadt bedeutete.

die den Innsbrucker Fasching prägten
und, vom „allerhöchsten Gubernium"
(= Landesregierung) festgesetzt, jung
und alt offensichtlich erfreuten.
So berichtet eine „Baal-Ordnung"
vom 29. Dezember 1779, daß Redouten für den 9., 16., 23., 30. Jänner und
den 3., 6., 7. und 8. Februar festgesetzt
werden, „die alle um 8 Uhr abends anzugehen und bis anderen Tages früh
um 5 Uhr zu dauern haben". Weiters
wurde angeordnet, daß „unter unnachsichtlicher Strafe alle Geschlechtsverkleidungen, als Mann in
Weibs- und Weib in Mannskleidern, alle Ordensgeistlichen und Nonnen, und
unehrbare, auch feuerfangende von
Stroh oder Flachs, ölgetränkten Papier,

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dieser
Redouten
sind uns einige Einzelheiten überliefert,
die nicht unerwähnt bleiben sollten:
„Bemerkenswert erscheint noch, daß
vor Beginn des Tanzes eine Art „Polonaise" folgte, an der sich, auch ältere
Personen beteiligten; durch zierliche
Bewegungen, die dabei ausgeführt
wurden, suchte man sich als feiner eleganter Tänzer zu zeigen."
In diesem Zusammenhang sehr aufschlußreich dürfen wohl folgende Bemerkungen zu den Redouten angesehen werden: Bei diesen Bällen fiel beinahe den Herren die Rolle der Mauerblümchen zu, da die Damen die „Touren" auf den Redouten nicht nur auf
Monate, sondern selbst auf ein Jahr
voraus vergaben, ein Umstand, der zu

folgender Notiz führte: „Zur Ehrt; und
Ruhm der jungen Innsbrucker Frauenzimmer und zum Vergnügen aller Tanzliebhaber wird hiemit die erfreuliche
Nachricht erteilt, daß das schöne Geschlecht daselbst von der zum Nachteil sowohl allhiesig, als sonderheitlich
fremder Tanzliebhaber seit einigen Jahren übel eingeführten Gewohnheit sich
über Jahr und Tag zum Deutschtanzen
(= Gesellschaftstanz der damaligen
Zeit) im vorhinein zu engagieren, nunmehr in Zukunft abzugehen und die löbliche Sitte anderer Orte anzunehmen
gedenken, wo man erst auf dem Tanzsaale zum Engagement zum Tanzen
sich umsieht, folglich keinem aus Ursache der unartig eingeführten vorläufigen Engangements, und daraus entspringenden Mängel der Tänzerinnen
die Freude auch an der Tanzbelustigung Anteil zu nehmen kann benommen werden."
Daß auch bei diesen Redouten auch
andere Facetten einer Ballnacht zum
Tragen kamen, weiß der Chronist
natürlich auch zu berichten, wenn es
heißt: „Daß Terpsichoren stürmisch
und in reichstem Maße gehuldigt wurde, und der lose ,Amor" nicht untätig
und verdrießlich in einer finsteren Ecke
kauerte, oder gar auf Urlaub sich befand, brauche ich wohl nicht erst lange
zu versichern, zumal die Schönheit und
Anmut der Frauen und Mädchen Innsbrucks, gepaart mit echter Gemütlichkeit, schon damals die Tanzfeste beherrschte."
Die beschriebenen Redouten wurden sowohl im Hof-Redoutensaal (=
Universitätsstraße, heute Standort des
Stadtsaales) als auch im Palais Ferrari in Dreiheiligen und schließlich auch
noch im Stadtsaal (= der 1944 zerbombte Vorgängerbau des heutigen
Stadtsaalgebäudes) abgehalten.
Seit den letzten Jahrzehnten des 19.
Jahrhunderts verflachte diese Art der
Faschingsunterhaltung zusehends,
wurde aber durch die Veranstaltungen
z. B. der Innsbrucker Liedertafel, des
Turnvereines, der Offiziersgesellschaft
u. a. Innsbrucker Vereine abgelöst, die
sich z. T. heute noch großer Beliebtheit
erfreuen.

INNSBRUCK 1NFORMIHRT- FHBRUAR