Innsbruck Informiert

Jg.1998

/ Nr.12

- S.45

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INNSBR

Zum Gedenken an
Claudia Medici (1604-1648)
Zum Unterschied von den übrigen
Straßennamen unserer Stadt wurden
nach Claudia Medici sogar zwei markante Örtlichkeiten benannt, die allerdings unmittelbar aneinander grenzen,
Von Stadtarchivdirektor a. D.
Univ.-Doz. Franz-Heinz Hye
die Claudiastraße und der Claudiaplatz. Als der Innsbrucker Gemeinderat am 21. März 1894 diese Straßenbezeichnungen beschlossen hat, befand sich der betreffende „neue" Stadtteil seit einigen Jahren in vitalem
Wachstum. Allerdings betraf dies von
1886 bis 1898 nur den Villen-Saggen
und noch nicht den erst 1898 beschlossenen Block-Saggen. Die Grenze zwischen diesen beiden bilden jedenfalls die Claudiastraße und der
Claudiaplatz.
Wer nun war diese „Claudia"? Diese Claudia war eine aus Florenz gebürtige Prinzessin aus dem Hause Medioi und kam dortselbst am 4. Juni 1604
;ils lochter des Großherzogs Ferdinand I. von Toskana und der Christine,
geb. Herzogin von Lothringen, zur
Welt. In erster Ehe 1621 mit Francesco Ubaldo della Rovere, Herzog von
Urbino, vermählt, wurde sie bereits
1623 erstmals Witwe. Ihre zweite Ehe
führte sie dann 1626 an der Seite des
Tiroler Landesfürsten Erzherzog Leopold V. nach Tirol und Innsbruck, wo
das Paar am 19. April 1626 feierlichen
Einzug hielt. Der glücklichen Ehe entsprossen fünf Kinder: Ferdinand Karl
1628, Isabella Klara 1629, Sigmund
Franz 1630, die als Kind verstorbene
Maria Eleonora 1631 und Maria Leopoldina 1632, die spätere Gattin Kaiser Ferdinands III. Sehr lebendige und
unverfälschte Einblicke in das damalige Familienleben, z.B. über Spaziergänge mit dem Kinderwagen im Hofgarten, bieten briefliche Berichte, die
der Leibarzt Claudias und der Kinder,
Dr. Paul Weinhart, über ihr gesundheitliches Befinden an Leopold senden
mußte, wenn der Erzherzog auswärts

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erst 1900 hinsichtlich der Glockentürme vollendet worden ist (Vgl. F. H. Hye,
Innsbruck - Geschichte und Stadtbild,
Innsbruck 1980, S. 56; sowie F. Daxecker, Briefe des Christoph Scheiner
SJ, Innsbruck 1995, S. 9 f.). Leopold
V. sollte allerdings nicht einmal den
1640 als Torso unvollendet belassenen Kirchenbau betrachten können, zumal er bereits im Jahre 1632 erst 46jährig verstorben ist. Sein Leichnam allerdings wurde gemeinsam mit dem
seiner 16 Jahre nach ihm verstorbenen
Gattin in der von ihnen gemeinsam projektierten, würdigen Familiengruft unter
dem Chor ihrer Jesuitenkirche beigesetzt.
Wie damit bereits angedeutet, hat
Claudia auch diesen ihren zweiten Gatten überlebt und von 1632 bis 1646, als
ihr ältester Sohn Erzherzog Ferdinand
Karl die Volljährigkeit erreicht hat, formal an der Seite der Kaiser Ferdinand
II. (gest. 1637) und Ferdinand III., de
facto jedoch als hauptverantwortliche
Regentin für ihre Kinder das Land Tirol
und
die Vorlande regiert. In der Tiroler
Claudia Medici als Tiroler Landesregentin.
Landesgeschichte
hat sie sich gerade
Aus: Marquard Herrgott, Monumenta Augustae Domus Austriacae.
in dieser Phase eine respektable Posi(Foto: Murauer) tion erworben. So galt ihre AufmerkLeopolds und Claudias ungetrübten samkeit - angesichts der auch dem
Land Tirol drohenden Gefahren des
Ausdruck und bescherte unserer Stadt
1629/30 in Gestalt der „Dogana" den Dreißigjährigen Krieges - der militärinoch weitgehend erhaltenen Bau des schen Sicherheit des Landes. So ließ
ersten standortfesten Schauspiel- und sie die Grenzfestung bei Scharnitz, die
Opernhauses
des
deutschen „Porta Claudia", errichten und sorgte
Sprachraumes. Die Initiative dazu kam für eine zeitgemäße Reform der Tiroler
Landesverteidigung bzw. des Schützweifellos von der Florentinerin Claudia, in deren Heimat damals zu diesem zenwesens. Andererseits förderte sie
die Wirtschaft, wobei sie sich vor allem
Zwecke eigens der Innsbrucker „Hofdurch die Schaffung des Merkantil-Matischler" Christoph Gumpp, der
gistrats für die Bozner Messen im JahStammvater der in der Folge berühmre 1635 ein hochbeachtetes handelsten Innsbrucker Baumeister-Dynastie,
politisches Denkmal gesetzt hat. In
zum Studium der dortigen OpernhäuInnsbruck schließlich lebt die Erinneser etc. abgesandt worden ist. Gemeinsam widmete sich das Paar auch rung an Claudia - abgesehen vom
Theater - namentlich noch in dem von
der Errichtung der Jesuitenkirche, deihr geschaffenen „Claudia-Saal" im Alren Erstbau an der Stelle des heutigen
ten Regierungsgebäude (HerzogKarl-Rahner-Platzes 1626 eingestürzt
Friedrich-Straße 3) sowie in der mit
und hierauf in ihrer heutigen Gestalt
ihrem Namens-Initiale gezierton Kanzel
südlich dahinter neu erbaut, aber - inder Jesuitenkirche fort.
folge von Finanzierungsproblemen weilte (Vgl. F. H. Hye, Die Innsbrucker
Familie Weinhart im Tiroler Geistesleben [1600-1833] [=Schlern-Schriften,
Band 258], Innsbruck 1970, S. 61).
Die eheliche Harmonie fand auch im
Gleichklang der kulturellen Interessen

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