Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.1

- S.5

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Nummer 1

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

por, um sich schließlich über Wiltcu nnd über die
Stadtmitte an^nbreiten. Die letzten Bomben fielen
in der Nähe der Allerheiliqenhöfe.
Nnr zwei Minuten währle der Angriff, aoer es
waren M i n u t e n des Schreckens, der über unsere
Stadt ;nm ersten Male hereingebrochen war. Nie
znvor und auch nicht mehr nachher hat der Tod und
das Grauen solcheu Triumph gefeiert, ^ttl Tote Uxi
reu iu diesen ersten zwei Minuten ,m betlageu, dar
nutcr >tiuder uud Fraueu, manchuial gau;e Familien
bis auf den Vater oder den Bruder, der au der Frout
staud. Aus der schönen Stadt waren große Teile in
Wiltcn, iu der M a r i a Theresien Straße uud iu der
Altstadt ciu Trümmerhaufen geworden. Ahnuu.qö
los waren die Menschen in ihren Wohnstätten vom
Tod umfangen. I n cincin Gasthans in Wiltcn eine

ganze Hochzeitsgesellschaft.
Kaum jemand hatte in Innsbruck an einen Bombenangriff gcglanbt, am wenigsten die zuständigen
Stellen, die für den Schutz der Stadt mir ein paar
Abwehrgeschütze nnd einige wertlose Splittergräben
vorgesorgt hatten. Keiueu Lnftschntzstollen gab es,
keine Sicherheit für die Bevölkerung, kaum eine zu
verlässige Warnmethode.
Es war der erste Angriff, noch 21 sollten solgcn
nnd taufende Male schreckte das Geheul der Sirenen
die Menschen auf und brachte ihnen nimmer enden
wollende Angst und Entsetzen. Insgesamt beklagen
w i r in Innsbrnck 515 Tote, die der Bombenkrieg NU5
entrissen hat.
E s liegt nns allen die Frage auf den Lippen: Warum mnßtcn diese Frauen und Kinder, diese ahnungslosen Menschen ein so schreckliches Schicksal erleiden.
Es gibt eine Antwort auf diese düstere Frage. Die
Antwort gibt nns der Ruf des Erzengels an Luzifcr:
()uÌ8 ut äeri8? Wer vermißt sich, wie Gott zu sein?
Die Antwort gibt die Verheißung der Schlange:
Wenn ihr von diesen Früchten esset, werdet ihr sein

Seite 5

wie die Völler. Tie Autwort gibt dav nationalsozialistische Lied mit dem grauenhaften Refrain:
„ W i r werden weiter marschieren, bis alles i n Scherben fällt.
Denn heute gehört nns Deutschlaud uud morgen die
ganze Welt!"
Gerade weil die loten grauen uud Eluder, die
w i r heute beklagen, mi ihrem Schicksal so schuldlos
waren, beschwören sie uuv mit gan^ besouderer Eindringlichteil, nie wieder dem Wahn zu verfallen, daß
Macht vor Necht bestehen köuuc. Der Machiransch,
die Bcngnng allen Rechtes nnd aller Sittlichkeit
haben nns die Ruinen nnd unsere Toten hinterlassen.
Innsbrnck ist keineswegs die größte Stadt nnd
auch nicht diejenige, die am schwersten geschädigt ist.
Österreich ist ein kleines Land nnd sein Machtbcreich
ist denkbar gering. Doch ist gerade vielleicht die Entblößung von jeder Macht für nns ein Ansporn, uns
nicht ans das Recht der Macht, sondern auf die Macht
des Rechtes nnd der Gerechtigkeit zu verlassen. W i r
müssen in unseren eigenen Reihen alles vermeiden,
was für den Nebenmenschen, für den Mitbürger Unrecht oder Unterdrückung bedeutet. Das Recht und die
Gerechtigkeit, das Sittengesetz, das die Beziehungen
der Menschen untereinander ordnet, ist allumfassend
nnd unteilbar. Es gibt kein Gebiet des menschlichen
Lebens, in dem diese Grundsätze übertreten werden
könnten, ohne die Grundmauern der menschlichen
Gesellschaft überhaupt zu gefährden nnd i n letzter
Folge Tod uud Verderben herbeizuführen, Tote, die
w i r hcntc beweinen. Wenn immer es uns gelingt, i n
nnserer Stadt, in unserem Volk die unerschütterliche
Überzeugung einzuprägen und zu erhalten, daß nur
der Friede, und zwar der unteilbare soziale, wirtschaftliche und Politische Friede, gegründet ans Recht
und Gerechtigkeit, für die Dauer Bestand haben
kann, dann sind die Toten, deren w i r heute i n dieser
Trauersitzung gedenken, nicht umsonst gestorben.

l V
Leiträ^e von Dr. Karl

Innsbruck vor hundert Jahren
Jänner
7. veröffentlicht der „Bote für T i r o l " cincn Rückblick auf
das Jahr 1ftl!>> vom tirolisch^n Standpunkte aus, der
folgcndcrmasicn beginnt:
„Dav Jahr 4 ^ 1 ^ hat der Geschichte unseres Vaterlandes ein schönes Blatt beigefügt. M i t Selbstgefühl dürfen wirs aussprechen: Tirol ist au Hingebung und
Treue wieder ein Volksmuster geworden wie im Hcldcnjalue 1.^0!», es l>al sich in gleicher Wehrkraft mit
dem alten Mute bewährt! Und waren die erstriltenen
^orbcern minder blutig als die jener ^eit,
so w.N"
dock die ^rbcbung unseres Voltes zum Kampfe für dav
Kaiserhaus nnd die Integrität dco Vandco ebenso
kräftig, wichtiger in ihren folgen und vom (Glücke
gekrönt. Deutschland nnd i^stcrreick bat Tirolo Haltung in der, für den Fortbcstand unserer Monarchie
gefahrdrohendsten Periode, von der die beschichte weist,
gewürdigt und anerkannt. Diese Anerkennung ist laut

und offen ausgesprochen worden vor dem ganzen Vaterlandc und vor Europa."
l l . nimmt der Ansschnsi der Innsbruckcr Studentenschaft
öffentlich gegen einen im „Volkvblatt" erschienenen
Aufsah Stellung, in dem dir Furclu aiwgcsprocken
wurde, dasi die dnrch die Schließung dcr Universitäten
Wien, ^"cmberg usw. vertriebenen „Studentcnbiibcn"
die biestgrn Studierenden vcrfubren könnten. Die Anseinanbcrsel)ung zwischen der Innobruckcr Studentenschaft nnd dem Sckriftlcitcr des „Aollsblattes", Nothmillcr, wird in dcr ,^olge noch heftiger weitergeführt.
l l. dankt das i!anbcs--Dcfcnsions,(5omitc dem Fürsten
Vinzcuz v. Ancropcrg, tirol. ^bcrst-^rblandmarsckall,
für cine Spende von «l^"-"» (^uldcn für die Vaildeovertcidignng.
N). beginnt Dozent Rudolf 5tml im ^. Juridischen Hörsaal dcr Universität seine Vorträge über die Geschichte
Tirols.