Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1948

/ Nr.12

- S.8

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 10-12

Dokumente unserer Zeit
Bei der Festvorstellung zu Gunsten des Französischen Roten Kreuzes im Landestheater am 24. November 1945, bei dem der Osterreichische Kulturring
eine Aufführung von Mozarts „Zauberflöte" veranstaltete, hielt Bürgermeister Dr. M e l z e r folgende
Ansprache:

Österreicher ihr nicht einen Mozart, einen Haydn,
einen Beethoven einen Bruckner geschenkt hätten.
Wir haben eine der berühmtesten österreichischen
Opern, Mozart"s „Zauberflöte", in den Dienst des
Französischen Roten Kreuzes gestellt. Jenes Wert, in
dem Tamino gegen die Mächte der Finsternis kämpft
und Papageno sein loses Spiel treibt. Es gibt kein
Werk der Musikgeschichte, das so sehr den österreichiHerr Gouverneur! Meine Damen und Herren!
schen Menschen in seinen Vorzügen und Fehlern wiWir haben in den letzten Wochen zwei Veranstal- derspiegelt wie gerade die „Zauberflöte". Wir Ostertungen erlebt, die der Bevölkerung von Innsbruck und reicher haben schon mehr als einmal gleich Taniino in
Tirol den Beweis erbrachten, wie sehr die französische weltgeschichtlichen Auseinandersetzungen gegen die
Militärregierung bemüht ist, das Kulturleben unseres Macht des Bösen gekämpft, wir tragen aber auch die
Volkes von den Nachwirkungen des Krieges zu be- Natur des Papageno in uns, leichtsinnig, im schillernfreien. Die eine Veranstaltung schenkte uns die Kir- den Federkleid, nachlässig und bequem, aber doch so
chenglocken die dem Moloch des Krieges bereits zum liebenswürdig, daß er schließlich trotz seiner Fehler
Opfer gefallen waren, die andere Feier brachte uns seine Papagena erringt. Ideen und Probleine, die für
di^ berühmten Figuren der Innsbrucker Hofkirche zu- andere wie die Vögel des Himmels unerreichbar, im
rück. Es waren zwei kirchliche Feste und es ist dies blauen Äther herumflattern, trägt er gesichert im Vokein Wunder, denn die österreichische Kultur ist mit gelbauer auf seinem Rücken. Das edle Streben des
dem kirchlichen Leben eng verbunden. Diese heutige Tamino und die heitere Liebenswürdigkeit des PapaVeranstaltung ist keine kirchliche Veranstaltung, son- geno sind es, die wir Österreicher erst wieder von dem
dern findet im Theater statt und trägt trotzdem das Schutt des Krieges und des Nationalsozialismus beKreuz an ihrer Stirne, das rote Kreuz als Zeichen freien müssen um in lebendige Verbindung mit dem
des Christentums und der Menschlichkeit. Es ist nur Kulturleben anderer Völker zu treten. Die heutige
ein bescheidener Veitrag der Stadt Innsbruck für das Festvorstellung, die wir uns dem Französischen Noten
Französische Rote Kreuz und damit ein Zeichen des Kreuz zu widmen erlauben, ist ein Schritt auf diesem
Mitgefühls und der Hochachtung gegenüber allen Wege, er erreicht seinen Höhepunkt in den Worten der
Franzosen, die im Kampfe um die Freiheit und um berühmten Arie: I n diesen heil"gen Hallen, da wohnt
die Menschenrechte in diesem Kriege verwundet wur- die Rache nicht.
den.
M i t materiellen Mitteln kann man Kriege führen
Unser Vaterland Österreich ist ein kleiner Staat und Siege erringen. Aber Frieden bringen kann nur
und nicht reich an materiellen Mitteln, aber auf dem der Geist der Weisheit, der Kultur und der MenschGebiete der Kunst, der Kultur und Wissenschaft zäh- lichkeit. Und zu diesem Geist unseren bescheidenen Beilen wir uns zu den Großmächten und können von un- trag zu geben, ist der Sinn dieser Festvorstellung und
seren Schätzen albgeben, ohne jemals ärmer zu wer- ich weiß, daß gerade die französische Nation, als deren
den. Seit Jahrhunderten hat sich die medizinische Vertreter ich Sie, Herr Gouverneur, hier begrüßen
Schule in Wien in der ganzen Welt einen Namen ge- und für I h r Erscheinen danken darf, besonderes Vermacht. Ebenso berühmt ist die theologische Fakultät ständnis unserem Wunsche entgegenbringen wird, daß
von Innsbruck und es gibt keinen Erdteil, in welchem recht bald an Stelle des Lärms der Waffen der heitere
nicht Kirchenfürsten regieren, die in Innsbruck ihre Wettstreit der Musen treten möge, nicht nur in FrankAusbildung genossen. Alm reichsten sind w»r auf dem reich und Osterreich, sondern in Europa und in der
24. 11. 1945.
Gebiete der Musik. Wie arm wäre die Welt, wenn wir ganzen Welt.

3tac1tl(unclljcne Leiträ^e von Dr. Karl

Vor hundert Jahren
November «848:
4. veröffentlicht Prof. Alois Flir im „Boten" ein „öffentliches Dankschreiben", in dem er u. a. mitteilt: „Briefe
aus Innsbruck forderten mich zur Rückkehr von Frankfurt auf, weil bei der Umgestaltung unserer Universität
das Zusammenwirten sämtlicher Professoren doppelt
notwendig sei. Ich konnte die Richtigkeit dieser Vorstellungen nicht verkennen und hielt es daher für meine
Pflicht, aus der deutschen Nationalversammlung förmlich auszutreten."

4. wurde in der Ständeversammlung die Antwort des
Kaisers auf die nach Olmütz gesandte Ergebenheitsadresse verlesen; sie begann: „Tie Eingabe vom 15 d.
M., in der ihr mir die Treue, Hingebung und Anhänglichkeit der Bewohner eurer Provinz darbringt, tonnte
mich zwar nicht überraschen — denn stets und noch in
neuester Zeit hat Tirol diese Gesinnungen auf das
Glänzendste bewährt — aber zu besonderem Tröste in
diesen Tagen schwerer Prüfung gereicht sie meinem
tiefbetrübten Herzen."