Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1948

/ Nr.12

- S.7

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Nummer 11-12

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

und Gen. über die Schaffung zweier Waschküchen in
den Barackenunterkünften am Mentlberg, GR. Kraus
und Gen. über die Beschaffung von Fensterglas für die
Leopoldschule, GR. Rapoldi und Gen. über die Einbeziehung von Heilbehelfen und Zahnreparaturen zahlungsunfähiger Insassen derstädtischenHeime in die

Seite 7

Fürsorge, GR. Schöpf und Gen. über ein Fahrverbot
für den Verbindungsweg zwischen Amthor- und Egerdachstraße, StR. Sigl und Gen. über die Förderung
von Volkswohnungs- und Siedlungsbauten.
Die Sitzung endete nach fünfstündiger Dauer. Pz.

Univ. Prof. Ferdinand Peche zum 50. Todestag
Ein Innsbrucker, der ebenfalls verdient in diesen
Seiten rühmend erwähnt zu werden, ist der vor fünfzig Jahren verstorbene Universitätsprofessor für mathematische Physik, Dr. Ferdinand Peche. Professor
Peche, geboren zu Pisek in Böhmen, war, nachdem er
sich in Graz habilitiert hatte, im Jahre 1868 an der
hiesigen Universität zum Ordinarius für Physik ernannt worden. Er ging 1890 in Pension und vermachte in einem Testament vom 15. April 1892 seinen großen Besitz in Wilten für gemeinnützige Zwecke.
Für diese großherzige Tat —die hierzulande ja schon
recht selten geworden ist, während in der Schweiz
wohltätige Legate heute noch recht häufig find, — erhielt Prof. Peche ein Ehrengrab und wurde eine
Straße in der Nähe seines Besitzes nach ihm benannt;
auch der auf seinem Grunde errichtete öffentliche Garten trägt seinen Namen.
Wie ein Blick in das Testament Prof. Peche"s vermuten läßt, war dieser zweifellos ein Original. Das
Testament begann folgendermaßen: „ I c h wünsche auf
die einfachste Weise beerdigt zu werden, enthebe dankend jeden von der Begleitung meiner Leiche, da ich
eine mögliche Verkühlung der Leidtragenden beim Be-

gräbnis vermieden haben will." Anschließend wird
auch ausgeführt, daß das Haus Leopoldstraße Nr. 59
samt Grund, das auf 8609 Gulden geschätzt wurde, der
Gemeinde Wilten zu wohltätigen Zwecken zufallen soll.
Die Verwendung dieser Legate sollte „ohne Rücksicht
auf Konfession, politische Gesinnung, Nationalität erfolgen". Ein Sparkassenbuch vermachte er dann seinen
Hunden. Die Gemeinde sollte die daraus anfallenden
Zinsen für deren Verpflegung verwenden. Nach dem
Verenden der Tiere gehörte „das Buchet dem Unterstützungsverein der drei weltlichen Fakultäten an der
Universität Innsbruck".
Die ursprünglich geplante Errichtung eines Armenhauses für die Gemeinde Wilten kam Wohl infolge der
Eingemeindung Wiltens zur Stadt Innsbruck nicht
zur Ausführung. Der Peche-Garten wurde im August
1901 als öffentliche Anlage zugänglich und wenige
Jahre später darin die vom Feldmarschall-Leutnant
R. v. Schidlach gestiftete Kinderbewahranstalt eröffnet. Bei den Luftangriffen des zweiten Weltkrieges
fielen im Gebiete des Peche-Gartens zahlreiche Bomben.
K. Schadelbauer.

Ing. Müllers „Handwerkerschule" vom Jahre 1848
Für die Verbesserung des Innsbrucker Schulwesens war vor 100 Jahren die Errichtung einer Real-,
Gewerbe- oder Handwerkerschule dringend notwendig
geworden. Bis zur Erfüllung dieses „allenthalben
längst gefühlten Bedürfnisses" durch die zuständigen
Obrigkeiten, ging der Zivilingenieur und Architekt C.
M ü l l e r im Herbste 1848 daran, eine „technischgewerbliche Privatlehranstalt (Handwerksschule)" zu
eröffnen. Das Landesgubernium erteilte die Bewilligung hiezu „mit dem Ausdrucke des Wohlgefallens",
und das Universitätsrektorat stellte sogar ein Unterrichtslokal zur Verfügung. I n seinem im „Tiroler
Boten" veröffentlichten Programm gibt Müller als
Hauptzweck feiner Lehranstalt an, „technische Handwerker in ihrem Fache auszubilden und zwar sowohl

künstlerisch als technisch-wissenschaftlich, soweit es der
Grad gewerblicher Ausbildung erfordert." I n diefer
Schule sollten besonders folgende Handwerker eine
Fortbildung erfahren: Steinmetze, Maurer, Tischler,
Zimmerer, Schlosser, Mechaniker, Spengler, Waffen-

schmiede, Glockengießer, Goldarbeiter, Uhrmacher,
Maler, Tapezierer, Kunstgärtner usw. Als wichtigstes
Fach war der Zeichenunterricht vorgesehen, der in
zweifacher Weise als freies Handzeichnen und geometrisches Zeichnen erteilt werden sollte. Daneben sollten
Vorträge über geometrische Figuren, mathematische
Beweise, Tragfähigkeit der Balken, Pump- und Druckwerke, Wasserleitungen, Dampfheizungen, Ofenkonstruktionen, Dampfmaschinen, Eisenbahnen, Baumaterialien, Metalle, Gase usw. gehalten werden.
Der Unterricht begann am 1. Dezember 1848 und
fand vor- und nachmittags statt, so daß jeder nach seiner freien Zeit diese Schule besuchen konnte. Das monatliche Honorar betrug für einen täglich zweistündigen Untericht 2 Gulden 40 Kreuzer. Über das weitere
Schicksal dieser Handwerkerschule und ihre Erfolge ist
nichts bekannt. Jedenfalls wurde im Jahre 1850 eine
städtische Unterrealschule mit zwei Jahrgängen eröffnet.
K. Schadelbauer.