Innsbruck Informiert

Jg.1998

/ Nr.9

- S.50

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INNSBR

„Jetzt aber geht es höher!"
70 Jahre Nordkettenbahn
Es gab das geflügelte Wort „Höher
geht"s nimmer", das die Bewohner der
Hungerburg einander zuriefen, wenn
sie mit der seit 1906 verkehrenden
Bahn von der Kettenbrücke kommend
Von Josefine Justic
auf dem Plateau ankamen. Es sollte
aber nur etwas mehr als zwei Jahrzehnte dauern, bis es doch noch höher
hinauf ging.
Daß es zur Realisierung des Seilbahn-Projektes auf die Nordkette kam,
verdanken wir nicht zuletzt dem Erbauer der Hungerburgbahn, dem bekannten Tiroler Ingenieur Dr. Josef Riehl.
Der Erste Weltkrieg und die damit
verbundene wirtschaftliche Not bedeutete auch für dieses Vorhaben einen Rückschlag. Erst ab 1925 arbeiteten sowohl Wiener als auch Innsbrucker Firmen wieder an den konkreten Seilbahn-Plänen weiter, bis sich
schließlich 1926 auch das vom Innsbrucker Gemeinderat bestellte „Aktionskomitee für Seilschwebebahnen"
dieses Projektes annahm.
Im selben Jahr hat sich auch die Pat-

scherkofelbahngesellschaft gegründet.
Diese Gesellschaft begann bereits im
Mai 1927 mit dem Bau der Seilbahn auf
den Patscherkofel und konnte im April
1928 zur Eröffnungsfahrt einladen.
Vielleicht waren es diese Vorgaben,
die nun die Stadtgemeinde Innsbruck
dazu bewegt hatten, das Unternehmen
Nordkettenbahn im Alleingang durchzuziehen. Jedenfalls erfolgte am 14. Juli 1927 der Baubeschluß durch den
Gemeinderat, und schon am nächsten
Tag wurde mit dem Bau begonnen. „Infolge der ausgezeichneten Organisation und des Zusammenarbeitens der
einzelnen Firmen konnte die Bahn in
verhältnismäßig kurzer Zeit vollendet
werden", berichtet Alfred Strobel in der
„Illustrierten Alpenländischen Monatsschrift Bergland": „...im Juli 1928 konnten bereits die ersten Passagiere von
der Hungerburg auf das Hafelekar fahren. Auch hier wieder haben sich die
Vorteile der Erfindungen Zueggs, dem
Begründer der modernen Seilbahntechnik (1876-1955), glänzend bewährt. Denn daß mit nur vier Stützen
und einer Zwischenstation eine Schwebebahn von der Hungerburg auf den
Kamm der Nordkette gebaut werden

Buntes Programm zum „70er"
der Nordkettenbahnen
Für das 70-Jahr-Jubiläum am 6.
September haben die Innsbrucker
Nordkettenbahnen ein buntes und attraktives Programm zusammengestellt. Mit einer Gipfelmesse um 11
Uhr am Hafelekar beginnt der offizielle Teil des Jubiläumstages. Es folgen die Einweihung des neuen Rundwanderweges und des renovierten
Forschungshauses von Victor Franz
Hess, Nobelpreisträger für Physik.
Anschließend können sich Interessierte mit Führung auf die neue „Hafelekarrunde" begeben und das
Hess-Haus besichtigen.

22

Eine „Etage tiefer", auf der Seegrube, sorgen ab ca. 1 2 Uhr die Höttinger Musikkapelle und ein flottes
Trio für Unterhaltung und Stimmung.
Im 1. Stock des Seegruben-Restaurants ist die Bilder-Ausstellung „Reinhard Walcher-Seegrube" zu sehen,
und die Bergrettung gibt in einer
Ausstellung einen Einblick in ihre Ar
beit. Zur 70-Jahr-Feier bieten die
Nordkettenbahnen einen Jubiläumstarif: Berg- und Talfahrt kosten 70
Schilling. Gefahren wird bei Schönwetter von 7.30 bis 20 Uhr (von 8 bis
17.40 Uhr bei Schlechtwetter).

könnte, hätte vor dem Kriege wohl niemand geahnt."
Lassen wir uns das Erlebnis der
Fahrt anno 1928 schildern, die uns von
der Seegrube auf das Hafelekar führt:
„Wir besteigen das dunkelgrüne Wägelchen, das Innsbrucks rotsilbernes
Wappen ziert, und bald schweben wir
zu den Felszinnen empor. In einer einzigen, gewaltigen Spannung schwingen die Seile von der Seegrube stützenlos bis zum Gipfel, queren das
große Kar, führen über den Geröllkegel des von der Bergstation gekrönten
Vorgipfels und ziehen dann über der
sich verengenden Schuttrinne, Felsen
und Wände, zum Ziel. Die engere Szenerie nimmt alles Schauen gefangen.
Die Seegrube wird zur Grube, zu einem
Krater, an dessen Rand das malerisch
verschnittene Gedächer der Station
steht, die nun ihren ganzen, köstlichen
Grundriß entfaltet."
Neben den technischen Einrichtungen sind auch die Baulichkeiten der
Stationen besonders erwähnenswert.
Die Stadtgemeinde hat dieser Frage
besondere Aufmerksamkeit geschenkt
und für deren architektonische Gestaltung einen Wettbewerb ausgeschrieben. Dem Innsbrucker Architekten
Franz Baumann wurde dabei der erste
Preis zugesprochen, und er erhielt
auch den Auftrag, seine Werke auszuführen. „Ihm gelang es, jeden der drei
Bauten ausgezeichnet dem Gelände
anzupassen und trotzdem allen drei gemeinsam den gleichen tirolischen Charakter, jedoch in zeitgemäßen Bauformen, zu geben", werden Franz Baumanns Bauten zeitgenössisch beschrieben.
Die Nordkettenbahn ist 1940 in
den Besitz der Innsbrucker Stadtwerke gekommen und 1979 von
den Verkehrsbetrieben übernommen worden. Seit Dezember 1996
sind die Zeller Bergbahnen Mehrheitseigentümer der Innsbrucker
Nordkettenbahn. Ihnen ist es nun
vorbehalten, das 70-Jahr-Jubiläum der Seilbahn zu feiern.

INNSBRUCK INI OKMIi;i

SI-PTHMBIiR