Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1948

/ Nr.10

- S.4

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Amtsblatt der Landesbauptstadt Iunübruck

Fricdeu zu geben; wir müssen iminer mehr die Sorge
empfinden, daß der friede und die Wohlfahrt Euro
Pas ailf diesen! Wege nicht zu erreichen sei. Das
zwingt uus, auch andere Wege zu versuchen und ich
glaube, daß gerade die Gemeinden als kleinste Ge
mcinschaftcn in der Organisation der Völker und
Staaten vielleicht besser geeignet sind, gemeinsame
Interessen zu beraten und auftretende Schwieriqtei
ten zu lösen.
Es ist nicht unsere Aufgabe, Geschäfte zu besorgen,
die von den Regierungen besorgt werden müssen. Aber
zweifellos können wir uns darüber freuen, das; die
beiden Regierungen nnscrcr Staaten den Boden schon
bearbeitet nnd ein Abkommen in Paris geschlossen
haben. I c h bin überzeugt, daß dieses Abkommen,
wenn man es in loyaler Weise dnrchführt, auch seine
Früchte tragen wird. Wie überall, so wird auch hier
nicht der Buchstabe, sondern der Geist lebendig ma
chen nnd gerade diesen lebendigen Geist können wir,
die wir die Verantwortung in diesen beiden Städten
tragen, in wesentlichem Maße einhauchen.
Ich darf Sie wohl darauf aufmerksam machen, daß
von den Menschen, die Innsbruck bewohnen, nicht
wenige ihre Heimat in Südtirol besitzen nnd viele von
diesen Menschen, die heute mir als Bürgermeister von
Innsbruck unterstehen, werden über knrz oder lang
Ihnen als Bürgermeister und Stadtausschnß von
Bozen anvertraut sein. Ich möchte Sie daher bitten,
meine heutigen Mitbürger frcnndlich als Ihre M i t
bürgcr von morgen zn empfangen nnd anzunehmen
nnd für sie zu sorgen.
Und damit möchte ich schließen. Das vergangene
Jahrhundert war getragen vom Ideal der nationalen
Einheit. Dieses heutige Jahrhundert wird nur beste
hen können nnd vor der Vernichtung gerettet werden,
wenn das Ideal der internationalen Einheit, vor
alleni der Einheit Europas errungen wird. Die letzten
Jahrzehnte haben uns deutlich gelehrt, daß keine Ge^
sinnnng mit Gewalt erzwungen werden kann und daß
das Zusammenleben nur dann ohne Katastrophen
möglich ist, wenn die Grundsätze der Gerechtigkeit, die
Grundsätze der Moral und die Grundsätze der Loyalität eingehalten werden. Und diese Grundsätze in einem
ganz kleinen Nahmen zu verwirklichen, dazu sollte un
sere Zusammenkunft dienen und ich danke Ihnen da
für, daß Sie nns die Ehre gegeben haben, nnscrer Ein
ladnng zn folgen.
Daher ergreife ich mein Glas auf das Wohl von
Bozen nnd von Innsbruck und auf die Vertiefung un
serer gegenseitigen Beziehungen.
Herr Bürgermeister Zillcr:
Herr Bürgermeister, werte Herren!
Die an uns ergangene Einladnng, Ihre schöne
uud glorreiche Stadt zu besuchen, hat nns alle sehr gc
freut, da wir darin in erster Linie den Beweis erblicken für das Wicdcrerblühen der alten freundschaftlichen Bande zwischen Innsbrnck uud Bozen, das ich
die Ehre habe zn vertreten.
I h r e Stadt, die Landeshauptstadt Nordtirols, ist
nicht nnr ein Mittelpunkt des Handels und Verkehrs,
sondern anch ein Kulturzentrum, dessen Einfluß auch
nach dem Süden ausstrahlt, vor alleni auch nach Bo

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zcn, dessen aufrichtige Grüße und Wünsche wir über
bringen.
Bozen und Innsbruck bilden die Pfeiler einer Ver
bindungsbrückc, die durch die Brennerscheide nicht ge
trennt werden dürfen.
I h r Innsbrnckcr bewahrt in Euren Mauern viele
Zeichen der alten nnd neuen Kultur und Kuust Süd
tirols und deshalb ist, wie wir wissen, Bozen Euch
teuer, während wir Eure Stadt mit um so größere»,
Sympathie betrachten, als in ihr zahlreiche Südtirolcr
leben, die sich anschicken, wieder italienische Staats
bürger nnd Bozner Bürger zn werden.
Ein kleiner Teil unserer Stadt lebt also hente in
Euren Mauern und wir sind Euch dankbar für die
Gastfreundschaft, welche I h r denen gewährt, welche
demnächst wieder Bozner Bürger sein werden.
Die Städte haben nicht nur ein änßeres Gesicht,
sondern auch eine Seele, die sie lebendig macht und mit
den gleichen Gefühlen erfüllt wie ihre Bewohner. Ich
glaube deshalb, daß alles, was in uuscreu Herzen
lebt, auch in der Verwirklichung unserer geistigen,
kulturellen und wirtschaftlichen Tätigkeit sichtbaren
Ausdruck finden muß.
Es ist von größter Bedeutung, daß die Beziehungen
uuserer beiden Städte in einer Weise gepflegt nnd vertieft werden, daß sie, die von der Grenze nicht getrennt, sondern geeint sein müssen, die beiden vorgcscho
bcncn Punkte bilden, in denen der Friedens- nnd Ans
bauwillc der beiden demokratischen Länder, Osterreich
und Italien, welche gemeinsam den Weg in eine bessere Zukunft suchen, zum Ausdruck kommt.
Die „Civiltà italiana" und das österreichische
Dentschtnm bilden zusammen einen wesentlichen Teil
der abendländischen Knltur, wodurch die geschichtliche
Funktion Ihrer nnd unserer Bürger bestimmt ist.
Denn höher noch als geographische und materielle Gc
sichtspunkte steht die Mission, zwei Völker einander
zu nähern, eine Aufgabe, die, wie ich glaube, zu deu
besonderen und dringenden Anfgaben gerade der
Grenzstädte gehört.
I n diesem Sinne wiederhole ich Ihnen, Herr Bürgermeister und Ihnen, meine Herren gegenüber, den
Dank Bozens für die herzliche Anfnahme nnd spreche
Ihnen nnd den Einwohnern Innsbrucks, die uus so
freundlich beherbergen, die besten und herzlichsten
Wünsche für I h r Gedeihen nnd Wohlergehen aus.