Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1948

/ Nr.10

- S.2

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Amtsblatt der Laudeohauptsiadt Innsbruck
Sehr geehrte Anwesende!
Liebe Mitglieder der Feuerwehr!

Es ist nur eine Freude und Ehre, Sie alle hier ini
Namen der Landeshauptstadt Innsbruck begrüßen zu
tonnen und den Festabend, den die Feuerwehr I n n s
druck anläßlich ihres Wjährigen Bestandes heuto be
geht, zu eröffnen.
I c h will nicht viele Worte verlieren über die Be
dentnng der Feuerwehr und über deu ungeheuren
Weg, den das Fencrwehrwcsen allein in dieser Stadt
zurückgelegt hat, ich möchte die Tatsachen allein sprechen lassen. Wenn wir diesen Weg ermessen «wollen,
brauchen wir nur zurückzublättern in den Annalen
unserer Stadt und einen Bericht zu lesen, der nns aus
dem Jahre 153t) erhalten ist.
I n einer Frühjahrsnacht dieses Jahres brach in der
Rindcrgasse — heute Kiebachgasse genannt — Feuer
aus. Der wachsame Türmer schrie sein „ F e u r i o " vom
Stadtturm herunter, denn nach strengen Satzungen
war es verboten, ohne Einverständnis des Bürgermei
fters die Feuerglocke anzuschlagen. Der Türmer springt
die Treppe herunter, das Stadtoberhaupt aufzusuchen
und kcncht darnach den T u r m wieder hinauf, um den
schlafenden Bürgern den SchrcckeuSton der Feuer
glocke zu verkünden. Inzwischen trngen die wenigen
Nachtwandler den Ruf „ F e u r i o " "von M u n d zu M u n d ,
der sich, zehnfach und hundertfach vermehrt, um die
Stadt zu erwecken, und die Bürger an ihre übernommenen Pflichten zn erinnern. Denn jeder Bürger und
jeder I n w o h n e r nnfercr Stadt erhielt fchon bei seiner
Aufnahme iu den Gemeindcvcrband eine bestimmt
nmschriebene Aufgabe, welche Vorkehrungen und
welche Dienste er bei Bränden zu leisten hatte. I n den
sieben Stadtvierteln öffneten die Viertclmcister die
Magazine nnd die Bürger sprangen herbei, um die
ledernen Fcnerkübcl, die Leitern und Haken heraus
zuschleppeu uud die Hausbesitzer kamen mit ihren Be
wohncrn, beladen mit den vorgeschriebenen Kübeln
und Wassereimeru. Eiuc Partie machte sich an der
kleinen S i l l zu schasfeu, um die Schleichen und Rit
schen zu öffnen, während eine andere kor dem Hof
gassentor den großen Nasserschwall dnrch den B u r g
graben in die Altstadt lenkte, wo sich vor dem Golde
uen Dachl eine Kette geschäftiger Hände bildete, um
die ledernen Wasserkübel znm Brandplatz weiterm
reichen.
Unterdessen hatte sich der Bürgermeister mit dein
gesamten ehrsamen Rat vor dem Rathaus eingefuu
den, um dem frcigcwählten Fcuerwehrhauptmann
seine Befehle zu gebeu.
Eine Schar Bürger legte sich einen schweren Harnisch uni und eilte so schnell als es die Rüstung erlaubte, herbei, um die Tore zu bewachen und Nnbe
fugte fernzuhalten; eine weitere Abteilung Harnisch
bewehrter und m i t Hellebarden bewaffneter Bürger
drängte die schaulustige Menge, die es damals anch
schon gab, vom Brandplatz zurück und holte die Pferde,
die das Gasthaus zum Roten Adler verpflichtet war
beizustellen.
Durch viele Jahrhunderte lag das Feuerwehrlvcsen
ganz in der Hand der Bürger, die Regierung mischte
sich in das Löschwesen nicht ein. Etwa hundert Jahre
später, seit 1642, kommen dann auch Regierungsver

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orduungen. 166k erhob der ehrsame Rat Vorstellun
gen bei der Regierung, sie möge sich weder in die
Fencrbeschan, noch in die Bestrafung der Bürger ein
mischen, da dies ein altes Recht der Stadt bedeute.
Nicht viel später, im Jahre 1683, also im gleichen
Jahre, da Wien von den Türken befreit wnrde, lesen
wir von einem Ncgierungsbefehl, daß eiue Feuer
spritze auzufchaffen sei und dann kommt eine Verord
nung nach der anderen. Die krummen eisernen Ofen
röhre werden verboten, das Tabakraucheu iu Kellern
und Dachböden wird nntersagt, eine Löschordnung
wird erlassen, regelmäßige Fenerübungcn werden an
geordnet und wer in den Ställen Fackeln, Kienlichter
oder Schnellcuchtcr verwendet, wird mit dein Ein
sperren ins Narrenhäusl bedroht. Dieses Narrcuhäusl
war ein eiserner Käfig vor dem Stadtturm, in dem die
Betroffenen einige Stunden öffentlich zur Schau gestellt wurdeu.
1739 wurde der W i r t zum Goldenen Löwen mit 30
dulden bestraft, weil der Waschkcsscl zu früh ange^
fenert wurde und der W i r t zur Rose ebenfalls, weil
die Fcuerbeschau eiserne Leuchter statt Laternen festge
stellt hatte.
Nm die Feuerspritze auch im Winter benutzen zu
können, erhielten dieLöwcnhansbraucrei unddieBrauerei Tschurtschcnthalcr den Auftrag, in ihren großen
Braupfauuen fofort Wasser zu Wärme» und auf den
Brandplatz Zu bringen, um das Einfrieren der Spritze
zu verhindern.
Eine weitere Verfügung legt den Löschmannschaften
Stillschweigen während ihrer Tätigkeit auf, damit
man das Kommando hören kann. Auch die ersten Spu
ren einer Feuerwehruniform kommen langsam auf,
sie bestehen als rot-weiße sichtbare Feuermaschcn ans
dem Hut.
Ans dieser kurzeu Schilderung können wir erst er"
messen, wie groß die Tat des Franz Thurner war, deu
Sie heute an seinem Denkmal durch Niederleguug
eines Kranzes ehrten. Er hat als Schöpfer und Örga
uisatordes Fcuerwehrwcsens in Innsbruck uud T i r o l
vor 9l) Jahren die Innsbrucker Freiwillige Feuer
wehr ins Leben gerufen. Er begeisterte ein paar jnnge
Leute — es waren 19 an der Zahl — nnd diese grif^
fen die Idee der Gründung einer Freiwilligen Feuer^
wehr fofort auf, obwohl sich weite Bevölkeruugskrcise,
ja auch die Stadtverwaltung uud der Bürgermeister
ablehnend verhielten. Erst als am 12. August 18s>n,
also fast genau vor 90 Jahren, ein großes Schaden^
feuer die Stadt heimsuchte und bei seiner Bekämpfung
das juuge Fcucrwehrkorps die Feuertaufe erhielt uud
sich glänzend bewährte, gab auch der Bürgermeister
seine ablehnende Haltuug auf. Als dann sogar ein
Gründungsmitglied der Feuerwehr, der Kaufmann
K a r l Adam, den Bürgermeistcrstuhl bestieg, war der
Aufstieg der Feuerwehr gesichert.
Weitere Meilcusteiue iu der Entwicklnng des Feuer
löschwesens sind die Gründung einer Sanitätsabtei
lung im Jahre 1897, aus der dann die Rettnngsab
teilnng herauswuchs nnd schließlich die Schaffnng
einer Verufsfeuerwehr im Jahre 1899. Es ist klar,
daß die Freiwillige Feuerwehr, deren Gründung zu
einer Zeit crfolgte, als nnfcre Stadt noch ungefähr
Einwohner besaß, ihre Hauptaufgabe an eine