Innsbruck Informiert

Jg.1998

/ Nr.3

- S.42

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INNSBR

Machtergreifung der österreichischen
NSDAP am 11. März 1938
lers auf den Berghof zum 12. Feber
1938 Folge leistete, erwartete ihn
beinharte Erpressung: Er mußte zusagen, das Innenministerium an den
NS-Gefolgsmann Seyss-Inquart zu
übertragen und das Verbot der NSDAP in Österreich aufzuheben. Als
Schuschnigg angesichts dieser Pression glaubte, in einer für den 13. März
Von Stadtarchivdirektor
angesetzten Volksbefragung für den
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
Fortbestand Österreichs einen rettenden Ausweg zu finden und dieses
schritten und Österreich besetzt hat.
Plebiszit am 9. März in Innsbruck verDiesem Einmarsch ging ein mehrkündete,
bedeutete dies den Anfang
jähriger Machtkampf voraus, der nach
vom
Ende:
Einerseits kam es gleich
zahlreichen nationalsozialistischen
am nächsten Tage zu mächtigen DeSprengstoff-Attentaten seit 1933 im
monstrationen der nunmehr legalen
Putschversuch des 25. Juli 1934 mit
österreichischen Nationalsozialisten,
der Ermordung von Bundeskanzler
verbunden mit der mit Hilfe Berlins erDollfuß in Wien und mit der Ermorpreßten Übernahme der Macht
dung des Polizeikommandanten
in Bund, Land und Stadt am
Hickl in Innsbruck einen ersten
späten Nachmittag des 11. März
Höhepunkt erreichte. Daß es zu
- im Innsbrucker Rathaus trat dadiesen dramatischen Ereignismals Dr. Egon Denz die Nachsen kommen konnte, war jedoch
folge Franz Fischers an. Andenicht allein die Schuld der seit
rerseits setzten Hitler und
der Machtergreifung der NSDGöring noch in der Nacht zum
AP Adolf Hitlers 1933 im Reich
12. März - entgegen den vehevehement gegen ein selbständimenten Vorstellungen des NSges Österreich gerichteten
Bundeskanzlers Seyss-Inquart Großmachtpolitik des Deutschen Reiches, sondern basier- Blick auf die mit NS-Demonstranten gefüllte Maria-The- den Einmarsch in Gang, um die
te in erheblichem Maße auch in resien-Straße am Nachmittag des 11. März 1938. Am ehe- Annexion Österreichs noch vor
der mangelnden Bereitschaft maligen Gasthof Alt-Innsprugg - damals der Sitz der (noch) der angekündigten Volksbefrader politischen Kräfte in Öster- illegalen NS-Gauleitung - hängt schon die Hakenkreuzfah- gung und unter dem Vorwand
eines angeblichen Hilferufs
reich zu gemeinsamer, demo- ne. Original im Stadtarchiv Innsbruck.
Seyss-Inquarts inszenieren zu können:
kratischer Politik. Vielmehr drängten feind der NSDAP und mußte dies Der bis dahin anschlußfreudige
beide Großparteien zur Alleinherrvor den Augen seiner Feinde hilflos
Seyss-Inquart war jedoch in diesen
schaft und bedienten sich dabei sogar
verblutend - mit seinem Leben bezahStunden plötzlich gegen den Anbewaffneter Milizen, deren Vokabular
len. Sein Nachfolger Schuschnigg hinmit den Bezeichnungen »Führer«, gegen glaubte mit dem deutschen schluß, zumal er erkannte, daß damit
auch seine erst wenige Stunden
»Sturmscharen«, »Schutzbund«, »ArReichskanzler und Führer Adolf Hitler
währende Kanzlerschaft beendet werbeitsdienst« etc. sich kaum von jenem
durch Verhandlungen einen Komproder »Gliederungen« der NSDAP mit
miß herbeiführen zu können. Noch im de. Bleibt noch anzumerken, daß die
ihren »Sturmabteilungen (= SA)«,
Herbst 1 937 war er davon überzeugt, erste Welle der politischen Inhaftierungen auch in Innsbruck noch vor
»Schutzstaffeln (=SS)« etc. unterdaß Hitler den am 11. Juli 1936 verEintreffen der »Retter« durch hiesige
schied. Diesem optischen entsprach einbarten Staatsvertrag einhalten und
bis 1932/33 auch ein politisches NaÖsterreich als »zweiten deutschen NS-Kräfte erfolgte.
heverhältnis namentlich der rechts steStaat« (!) respektieren werde. Eben
(Siehe zu dieser Thematik auch:
henden »Tiroler Heimatwehr« zu den dieser Vertrag ermöglichte jedoch die
Innsbruck im Spannungsfold der PoNationalsozialisten, die freilich seit den
Unterwanderung der »Vaterländilitik 1918 - 1938. Berichte - Bilder Erfolgen der NSDAP im Reich nicht
schen Front« durch die illegalen »NaDokumente. Veröffentlichungen des
mehr auf die Unterstützung durch die zis«. Als Schuschnigg wenige MonaInnsbrucker Stadtarchivs, Neue FolHeimatwehr angewiesen waren. 1925 te später der Ein- bzw. Vorladung Hitge, Bd. 16/17, Innsbruck 1991.)
In Erinnerung an die für Österreich
schwarzen Tage im März 1938 wird
meist der 12. März 1938 in den Vordergrund gestellt, jener Tag, in dessen
Morgenstunden die deutsche Wehrmacht, kriegsmäßig gerüstet, die
österreichisch-deutsche Grenze über-

hingegen hatte eine Fahnenweihe der
Heimatwehr durch Bischof Sigmund
Waitz am Bergisel dem »NS-Vaterländischen Schutzbund« die erste Gelegenheit zu öffentlichem Auftreten geboten! Am 19. Juni 1933 folgte nach
mehreren Attentaten das Verbot der
NSDAP in Österreich, die nun in den
Untergrund der Illegalität ging. Nach
dem Verbot der Sozialdemokratischen
Partei am 12. Februar 1934 - verbunden mit der blutigen Niederschlagung
ihres Widerstandes - hatte in Staat,
Ländern und Gemeinden allein die
1933 von Dollfuß gegründete »Vaterländische Front« - gleichsam eine
österreichische Einheitspartei - die ungeteilte politische Verantwortung zu
tragen. Dollfuß wurde damit zum Erz-

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