Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1948

/ Nr.1

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer

l

I n dieser Rubrik sollen nun in den weiteren folgen des „Amtsblattes" laufend Ansprachen, Aufsätze mid aufrufe oerössent.
licht werden, die besondere Ereignisse unserer jüngsten Stadtgeschichk kennzeichnen. Sie Zeigen besser als alle spätere«
Stimmungsberichte, welche Sorgen und ßreuden unsere Stadt in historischen Tagen erlebte.

Ansprache des Bürgermeisters Dr. Melzer an General Bethouart
am 18. Juli 1945
Am 1s. Juli 1945 hielt General Bethouart, der einziehen. Ich glaube daher sagen zu dürfen, daß der
Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen in Dster- Boden Innsbrucks ein historischer Boden ist und daß
reich, seinen Einzug in die Stadt. Im Riesensaal der Tag, an dem Sie hier Ihren Einzug halten, als
der Hofburg ließ ersichdie geistlichen und weltlichen historischer Tag in die Geschichte unseres Landes einWürdenträger vorstellen und hörte ihre Wünsche.
Auch Bürgermeister Dr. Melzer kam zu Wort. Seine gehen wird.
Sie ziehen, Herr General, als Vertreter der AlliierRede leitete die Epoche der notwendigen und ersprießten
Mächte ein, welche uns die Freiheit versprochen
lichen Zusammenarbeit ein zwischen der französischen Militärregierung und der Stadtverwaltung. haben. Sie bringen uns die Freiheit der Gesinnung,
die Freiheit des Wortes, die Freiheit von Furcht und
auch — ich bitte Sie darum — die Freiheit von Not.
Ich weiß, es wird ein steiler und beschwerlicher Weg
Herr General!
sein, der uns dorthin führt, wohin wir streben. Aber
Diese Stadt, in der Sie heute Ihren Einzug halten, wir Tiroler sind ein Volk mitten in den Bergen und
ist mit der Geschichte der letztensiebenJahre und somit sind steile und beschwerliche Wege gewohnt.
mit der Weltgeschichte in besonderer Weise verbunden.
Wenn Sie den Blick rings um unsere Stadt werfen,
Auf dem Boden dieser Stadt machte das ehemalige sehen Sie überall Berge und Gletscher und viele davon
Österreich seine letzte Anstrengung im Kampfe gegen sind so hoch, daß ihre Gipfel in die Wolken ragen.
Hitler-Deutschland; auf dem Boden dieser Stadt Nehmen Sie dies als Symbol für unser Herz und die
wurde die Proklamation vom 9. März 1938 erlassen, Seele: Gerade bei den Besten von uns ist die Stirne,
in der das österreichische Volk zur Volksabstimmung das Herz und die Seele von Wolken umhüllt vor Kumgegen den Nationalsozialismus aufgerufen wurde. mer und Schmerz über all das, was seit dem Verlust
Um diese Volksabstimmung zu verhindern, die hier in unserer Freiheit über uns gekommen ist und wie die
Innsbruck verkündet worden war, marschierte Hitler Sturzbäche unserer Gletscher fließen noch immer die
zwei Tage später in Österreich ein und trat es zu Bo- Tranen, die niemand trocknen konnte. Mein Heimatland
den. Auf dem Boden dieser Stadt Wurde das letzte Tirol und meine Vaterstadt Innsbruck sind noch nicht
Kapitel eines neuen Dramas, des Dramas Europa so, wie sie einmal waren und wie sie sein sollten. Ich
begonnen.
bin überzeugt, daß Sie meine Gefühle begreifen werDas kleine und schwache Österreich wurde überwäl- den, denn auch in Ihrem Vaterlande Frankreich ist kein
tigt wie die 300 Spartaner vor den Thermopylen über- Strom so groß wie der Strom der Tränen, welche die
wältigt worden sind. Aber wie diese Spartaner von Kinder und Söhne, die Frauen und Mütter Frankreichs
der Weltgeschichte nicht vergessen wurden, so ist auch vergießen.
der Fall Österreich vor dem Weltgewissen nicht unbeDaß Sie trotz der Sorgen, die in Ihrem eigenen
merkt geblieben. Von diesem Augenblicke an, wie von Vaterlande noch herrschen, zu uns gekommen sind, um
einem Blitzstrahl durchzuckt, begannen sich die Wider- uns zu helfen, verpflichtet uns zu besonderem Dank
standskräfte des ganzen Erdballs zu sammeln und zu und ich bin überzeugt, daß wir mit Ihrer Hilfe und
mobilisieren zum Kampfe gegen Tyrannei und Verge- durch unsere Arbeit das wieder erreichen werden, was
waltigung. Es war ein unendlich weiter und furcht- wir alle ersehnen und erstreben: eine freundliche, gastbarer Weg von der Innsbrucker Proklamation der öster- freie Stadt Innsbruck, die wie ein Edelstein zwischen
reichischen Volksabstimmung bis zum heutigen Tage, den Bergen eingebettet liegt, ein glückliches Land Tirol
an dem Sie als Vertreter Frankreichs in Innsbruck und ein freies, glückliches, selbständiges Österreich!

Geburten und Sterbefälle
in den Monaten Oktober, November und Dezember 1947
Geburten:
männl. !
Ottober
November
Dezember

101
79
98

Insgesamt
weibl.

3«s.

116
95
80

21?
174
178

Davon Totgebo ren
männl.
weibl.
3«s.
3
1

1
1
1

4
2
1

Lebendgeboren
männl. ! weibl.
Zus.
98
78
98

115
94
79

213
172
177