Innsbruck Informiert

Jg.1996

/ Nr.12

- S.50

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INNSBR

Ein Anruf hätte geholfen, doch
Wegschauen war leichter
Das „hier etwas nicht stimmen konnte" war für die Mitbewohner wohl kaum zu
übersehen, auch über die extreme Geruchsbelästigung
mußte sich so mancher geärgert haben, wie ein Auszug
aus dem Protokoll der Sozialarbeiter/innen
bestätigt:
„Beim Öffnen der Wohnungstür war ein starker, unangenehmer Geruch bemerkbar, ein längerer Aufenthalt in der Wohnung aufgrund der Geruchsbelästigung praktisch nicht möglich.
In der gesamten Wohnung
(auch auf dem Balkon! - Anm.
d. Red.) tummelte sich diverses Ungeziefer - Kakerlaken,
Motten, Spinnen, etc." Etwa
einen halben Meter hoch
türmte sich der Müll in der
ganzen Wohnung: Abfälle aller Art, auch Speisereste.
Herd, Badewanne, Waschbecken und WC boten einen
„verheerenden" Zustand und
schienen kaum noch benutzbar.
Bis es so weit kam, müssen Jahre vergangen sein
und niemand will etwas bemerkt haben?
Für die Sozialarbeiter/innen begann die schwere
Aufgabe,
den
Mann
zunächst davon zu überzeugen, „daß es so nicht
weitergehen kann" und sein
Vertrauen zu gewinnen.
Noch am selben Tag startete die große Aufräumaktion. Zwei Mitarbeiter der Altenhilfe und ein Zivildiener,
alle mit Atemschutzmasken
ausgerüstet, entsorgten
den Müll aus der Wohnung:
180 Müllsäcke zu je 60 Liter wurden gefüllt, vier Tage benötigten sie für diese
beinahe unzumutbare Aufgabe. Erschüttert stellten

18

Innsbruck im September dieses Jahres: Durch Zufall entdeckten Sozialarbeiterinnen einen alten Mann. Er war
krank, einsam und völlig verwahrlost. Er lebte mitten unter uns, in einer großen Wohnanlage, mit vielen Nachbarn. Doch niemand fand es der Mühe wert, auf die Situation dieses alten Menschen aufmerksam zu machen.
Dabei hätte ein Anruf genügt!
die Altenbetreuer fest, daß
plötzlich viele Nachbarn
großes Interesse an den
Vorgängen in der Wohnung
zeigten.
Eine Woche später wurde die Wohnung von zwei
Bewohnern der Winterschlafstelle gründlich gereinigt, die Räume neu ausgemalt und das WC durch ein
neues ersetzt.
Die Mitarbeiter/innen der
Sozial- und Gesundheitsstation besorgten die notwendigsten Gebrauchsge-

genstände (Geschirr, Besteck, Wäsche, etc.) und
werden sich auch weiterhin
regelmäßig um ihren Klienten bemühen. Ohne diese
Betreuung wäre ein Rückfall in den alten Zustand sicher nicht zu verhindern.
Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, mit denen
die Mitarbeiter sozialer Einrichtungen im Laufe eines
Jahres konfrontiert werden.
Nicht immer ist die Situation so extrem, aber in den
meisten Fällen könnten

rechtzeitige Maßnahmen
das Schlimmste verhindern.
Innsbruck besitzt ein sehr
dichtes soziales Netz zur
Versorgung kranker, alter
und bedürftiger Menschen,
das jedem Bürger notwendige Hilfe und Unterstützung
sichert. Falsche Bescheidenheit, Scham und oft auch
die Unwissenheit der Betroffenen trägt dazu bei, daß
diese Menschen nicht selbst
um Hilfe ersuchen. Dann
aber sollte die Gemeinschaft, und das sind wir alle, aktiv werden. Sich mehr
um seine Mitmenschen zu
kümmern, sollte wieder modern werden.
Das Weihnachtsfest ist
vielleicht ein guter Anlaß, um
auch darüber einmal nachzudenken.

Krippen aus der Werkstätte der WIST
wieder SelbstvertrauWeihnachtsstimen." Mit 74 Personen
mung gibt es in der
ist die WIST voll beWinterschlafstelle
legt. In Eigenregie
für
Obdachlose
wurde das zwei(WIST) in der
stöckige Haus saGumppstraße 71
niert, ein eigener
schon seit einigen
Putz- und KüchenMonaten. Seit Juli
dienst wurde organiarbeitet
Herbert
siert. In einem turnusWeiler in einem zur
Tischlerwerkstätte Mit Liebe zum Detail arbeitet Herbert Weiler an den mäßigen Nachbar(Foto. G. Andreaus) schaftstreffen wird
umfunktionierten Krippen.
das Gespräch mit
auch den Kauf dieser geAbstellraum an Weihnachtskonnten Handarbeiten, „ma- den Anrainern gesucht und
krippen. Vierzehn sind schon
fertig, es kommen aber noch de in Osttirol" überlegen. Der ein eigens eingeführter KonErlös kommt einem sozialen trollgang stellt sicher, daß es
einige dazu. Der Tischler aus
Osttirol arbeitet mit Geschick, Zweck zugute! Interessenten zu keinen Beschwerden in
Können und Liebe zum Detail können sich mit Ing. Bruno der näheren Umgebung
- sogar der Zickelbrunnen Sporschill in Verbindung kommt.
funktioniert: aus Zirbe, Fichte, setzen. Tel. 39 04 51!
Eine echte (besinnliche)
Ästen und Tschurtschen aus
„Die Beschäftigung ist Weihnachtsstimmung wird
dem Wald schnitzt und baut
es in der WIST spätestens
wichtig", umreißt WIST-Chef
Weiler die Tiroler WeihIng. Bruno Sporschill den the- am Heiligen Abend geben;
nachtskrippen. Wer eine
rapeutischen Wert der Arbeit: wenn Helmut Wlasak GeKrippe kaufen will, sollte sich
„So bekommen die Leute dichte liest.

INNSBRUCK INFORMIERT - DEZEMBER 1996