Innsbruck Informiert

Jg.1996

/ Nr.9

- S.42

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INNSBRÜC

Die Fraktionen im Gemeinderat
zum Landwirtschaftskonzept
Bei der Erarbeitung der Situationsanalyse wurde von den Bauern u. a. auch die
mangelnde Kommunikation mit den Verantwortlichen, das oft geringe Verständnis für die Situation der Landwirtschaft sowie die Verplanung und Enteignung von Landwirtschaftsflächen ins Treffen geführt. Die Stimmung unter den
Bauern ist auch bedingt durch den EU-Beitritt und dem damit einhergehenden
Preisverfall nicht gerade rosig. Mit der Erstellung des Landwirtschaftskonzeptes
will die Stadt Innsbruck zum Ausdruck bringen, daß sie die Landwirtschaft zur
dauerhaften Sicherung ihrer Lebensgrundlagen braucht. Hier die Stellungnahmen der Gemeinderatsfraktionen zum Thema Landwirtschaft.

Innsbruck und die
Landwirtschaft

Die Stadt Innsbruck
braucht ihre Bauern

Die Idee der
zuständigen
Stelle der Landeshauptstadt
Innsbruck, ein
R O l
_
Landwirtschafts.[
konzept zu erstellen, war notwendig. Mit großer Sachkenntnis haben die Wissenschafter Gabriele Moder und Christoph Crepaz in monatelanger Kleinarbeit eine Bestandserhebung erarbeitet, die mit aller Schärfe
aufzeigt, daß wir in Zukunft die Belange
der Landwirtschaft - und im Zusammenhang damit die Pflege und Erhaltung des
natürlichen Lebensraumes unserer Stadt
- sehr sorgfältig behandeln müssen. Es ist
bemerkenswert, daß es im Stadtgebiet
von Innsbruck immer noch 290 landwirtschaftliche Betriebe gibt. Rund 100 sind
als „aktive wirtschaftliche Betriebe" einzustufen. Ebenso erstaunlich ist die Tatsache, wie schnell in den letzten Jahrzehnten die Grünlandverbauung fortgeschritten ist (von 1968 bis heute über 390
ha).

Will Innsbruck für seine Bewohner lebenswert und, über die Grenzen der Stadt
hinaus gesehen, kulturelles Zentrum des
Alpenraumes sein, dann muß auch der
Land- und Fortschritt ein bedeutender Stellenwert eingeräumt und deren Aufgaben in
die umfassende Umweltpolitik einbezogen
werden. Die Fraktion „Für Innsbruck" begrüßt, daß durch das nunmehr vorliegende
Landwirtschaftskonzept eine umfassende
Bestandsaufnahme gegeben ist; daß man
weiß, welche
Möglichkeiten
_
und Chancen
/
M
" d i e Bauern haben und daß die
Bauern selbst
• wissen, welche
E nt w i c klungschancen
sie in dieser Stadt vorfinden und wie sie ihre Existenz sichern können.
Innsbruck hat immer noch einen relativ
großen Anteil an Land- und Forstwirtschaft
und eigene, gut gewartete und bewirtschaftete Almen. Es ist Aufgabe einer verantwortungsvollen Politik, sorgsam damit
umzugehen. Stadtbild und Lebensqualität,
Kleinklima, Wasser- und Grundwasserschutz, die Erhaltung der Erholungslandschaft und nicht zuletzt die Nahversorgung
(überlebenswichtig in Krisenzeiten) sind davon abhängig. Dem gegenüber steht die
Begrenztheit an Grund und Boden und der
überaus hohe Bedarf vor allem an neuem
Wohnraum für die Menschen dieser Stadt.
Daher wird auch der Druck auf landwirtschaftliche Flächen größer werden. Durch
Verdichtungsmaßnahmen können landwirtschaftliche Flächen und damit Freiräume
im bebauten Gebiet erhalten werden. Sicher ist, daß die Stadt Innsbruck ihre Bauern braucht und alles tun muß, um deren Lebensfähigkeit zu sichern.

Der Umwelt- und Landwirtschaftsausschuß hat diesen Bericht unter meiner Vorsitzführung durchgearbeitet und ist einheitlich zur Auffassung gelangt, daß sich
die Stadtgemeinde mit den von den Experten empfohlenen Grundsätzen, wie
z.B. sparsamer Umgang mit den rund 210
ha nicht bebauter Restfläche; Bodenbeschaffungsfonds; verstärkte Zusammenarbeit mit den Bauern; Schaffung eines
Landwirtschaftsbeirates, zu identifizieren
hat.
Wichtig ist auch, daß die Bevölkerung
immer über die aktuelle Situation informiert
wird. Die Berichterstattung über den Zustand unserer Umwelt und damit über unsere Lebensqualität muß ein fixer Bestandteil unseres Landwirtschaftskonzeptes sein.
GR Hermann Linzmaier

14

BGM Dr. Herwig van Staa

Ein bäuerlicher Betrieb
auf 1.200 Innsbrucker
Die Landwirtschaft in Innsbruck erbringt viele unverzichtbare
Leistungen für die
Stadt. Die InnsInnsbrucker brucker Bauern
Volkspartei bewirtschaften eine Fläche von
832 ha, davon 525 ha als Grünland. Daraus ergibt sich eine landschaftlich reizvolle
Kombination von Kulturlandschaft und Siedlungsraum, die unsere Gäste, aber auch
die Innsbrucker schätzen. Weitere Leistungen wie Nahversorgung, Krisenvorsorge und Brauchtumspflege sind von großer
Bedeutung für unsere Bevölkerung.
Es zeigt sich aber, daß gerade in Innsbruck die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten verdrängt wurde. Notwendige
kommunale Bedürfnisse wie Wohnbau, Betriebsansiedlungen und die Errichtung von
Freizeitanlagen sind Ursachen hiefür.
Seit 1970 hat sich die Anzahl der Landwirtschaftsbetriebe um 32% verringert.
Heute haben wir in Innsbruck nur noch ca.
100 Familienbetriebe mit Viehhaltung. Das
Konzept zeigt, daß eine Trendänderung notwendig ist. Die Betriebe zu erhalten, ist aber
auch Aufgabe der Landwirtschaft selbst.
Sie braucht dazu aber günstige Rahmenbedingungen. Wir von der ÖVP bekennen
uns zu den im Landwirtschaftskonzept vorgeschlagenen Maßnahmen und wollen uns
aktiv an deren Umsetzung beteiligen.
Vizebgm. DI Eugen Sprenger

Ein Ja zum Innsbrucker
Bauernstand
Spätestens seit
der dramatischen
Entwicklung
der
BSE-Diskussion ist
wohl jedem die Bedeutung der heimischen
Landwirtschaft bewußt. Besonders in Ballungszentren kommt der
Landwirtschaft eine bedeutende Rolle zu:
für die Nahversorgung ebenso wie für die
Erhaltung der Kulturlandschaft. Daß in
Innsbruck 57 Betriebe seit 1968 verloren
gingen, muß für eine verantwortungsvolle
Politik eine Herausforderung sein: Die Frei-

INNSBRUCK INFORMIERT - SEPTEMBER 1996