Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1947

/ Nr.8

- S.6

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Seite 6

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

ständig mit dem Buckkartenzichen der znrückgekommenen Bückcr angehängt ist." — „Welcke Antoren am
meisten gelesen werden? Ja, das ist cine beikle Frage.
Ich nenne nicht gerne Namen, schon gar nicht von uock
lebenden Autoren. Allc kann man nicht nennen, und
nennt man einige, dann fühlen sick alle übrigen zurückgesetzt." — „Die am häufigsten vorbestellten Bücker?
Die können Sie mir aber doch verraten, oder?"
„Da tue ich schou etwas leichter: Erouin, Galsworthy,
Eorti, Venrath, Günther, Mitchell, Allen." — „Also
mit Vorliebe Ausländer."
- „ J a , Mitchell, „Vom
Winde verweht", ist schon .fast ein Modebuch geworden." — „ A b e r . . . " — „ J a was ist denn, lieber Herr
Aber?"
„Wozu brauchen Sie denn eigentlich das besehest?
Machen Sie sich nicht zu viel Arbeit damit? Ich sehe
Sie so oft stempeln." — „ S i e glauben also mit anderen Worten, daß w i r zn umständlich arbeiten? Da
sind Sie aber ganz auf dem Holzwege. Das Lesehcft
ist uubedingt notwendig für einen geordneten Betrieb
in der Vildnngsbüchcrci. Es ist nämlich nickt nnr für
den Leser, sondern auch für deu Bibliothekar unentbehrlich. Für den Leser ist es Ausweis, Beleg, Merkbuch uud Gedächtnisstütze für feine Verpflichtungen
der Bücherei gegenüber." — „ I s t es für den Bibliothekar auch wichtig?" — „Selbstverständlich. Das Heft
hilft ihm, dnrch die Personalangaben auf der Außenseite sofort über den betreffenden Leser im Bilde zn
sein. A n die schon gelesenen Bücher, die im Heft verbucht sind, kann er bei der Ncuentleihung anknüpfen."
^ „Ich verstehe, das Heft ist also ein wichtiges H i l f s mittel der Leserberatung." — „Aber das ist n o ch
nickt alles. Das besehest ist eine der notwendigsten
S i c h e r u n g e n für den Bestand." — „ W a s heißt
jetzt das wieder?" — „Das heißt, es ist ein unentbehrliches Hilfsmittel gegen die Verflüchtigung der B ü cher. Denn wenn w i r auch die Buchkarten mit der
. Lcsernnmmer als Beleg nnd Hilfsmittel für die M a h nung in der Bücherei behalten, so ist doch dnrch das
Leseheft eine w e i t e r e S i c h e r u n g gegeben, die
sich in der Praris sehr bewährt bat." Inzwischen hat
es längst 10 Uhr geschlagen. Die Zeit ist wie im Flngc
vergangen. „ W i r d es immer so spät, bis der letzte
Leser abgefertigt ist?" - „ J a , meistens halb 11 Uhr."
— „Dann bleibt Ihnen aber für die Aufränmungsund Ordnungsarbciten nur noch eine knappe Zeit bis
zur Mittagspause!" — „ J a , da heißt es sich tücktig
tummeln, nm fertig zn werden. Wenn manche Leser
nnr wüßten, wie sie uno durch Reinlichkeit, pünktliche
Rückgabe und gedrängte Bekanntgabe ihrer Wünscke
die Arbeit erleichtern könnten! ^ Jedes zurückgekommene Vnch muß durchgeschaut werden. Da wird radiert, geklebt, neu eingeschlagen, ncn signiert nsw."
„ W i r d denn Ihre technische Hilfskraft ganz allein fertig damit? Ich sehe da Ricsenstöße hinter ihr, eine
ganze M a u e r ! " — „ I h r Zweifel ist ganz berechtigt.
Bei gründlicher Vestandspflcge k a n n einer allein
nicht fertig werden, da mnß der Buchbinder nnd die
zweite bibliothekarische .straft cinfpringen und mithelfen."
„Darf ich Sie jetzt zu mir hinüber bitteu, ich habc
Ihnen noch viel zu zeigen." — „ J a , gerne, ick bin
wirklick neugierig, wann Sie eigentlich Zeit baben,
Romane zu lcfen." ^
„ D a muß ich hellauf lacken,

Nummer 8

das ist so die laudläufige Vorstellnng, die man vom
Bibliothekar hat: Bücherwurm mil dicker Brille im
verstaubten Bibliotkeksdunkcl sitzend und ungestört in
Büchern sckinöternd."
„Nein, entschuldigen ^ i e ,
diese Vorstclluug ist mir gründlich vergangen." —
„Das ist also das V c r w a l t n n go r e i ck."
„Hier sehe ich eine Menge fchön gebundener neuer
Bücher, haben Sie einen eigenen Buckbinder?" —
„ J a , das ist eiu unschätzbarer Vorteil für die Stadt.
Ohne den stadteigenen Buchbinder wäre die Bückerei
bei dem Riescnverfchlciß binnen kurzem ein Bückerfriedhof. Wie umständlich und zeitraubend nnd wie
viel kostspieliger war das früher, als wir die Bücker
znm Binden anßer Haus geben mußten! Nnn schlägt
es schon elf Uhr, und cs ist noch so viel zu tun. Da
müssen einmal die nenen Buchbindcrbände signiert
werden. Ansichtssendungen ans verschiedenen Buckhandluugen sind eingetroffen. Die müssen geprüft werden, ob sie sich für unsere Bücherei eignen." — „Das
machen Sie aber doch in der Bücherei?" ^ - „Nein,
dazn komme ich hier schwer. Das ist meistens bibliothefarifchc Arbeit nach dem Dienst. S i n d die ncnen
Bücher dann endgültig gekauft, dann müssen sie in die
Zngangsliste eingetragen werden. Da können Sie mir
übrigens gleich helfen dabei, dann geht es schneller.
Sie signieren die Bücher auf der Rückseite des Titelblattes und ick gebe Ibnen die näcksten Nummern a u . " "
„Es mackt mir geradezu Freude, deu Gang des
Bnches dnrch die Bücherei einmal zn verfolgen." —
„Das ist aber noch lange nicht alles. Vom Katalogisieren habe ich Ihnen noch gar nicht erzählt. Für jedes
neue Buch müssen vier Zettel geschrieben werden:
1. Die Bnckkarte für die Ausleihe,
2. der alphabetische Zettel für den Verfasserkatalog,
: j . der Standortszettcl, der für die Vestandskontrollc
notwendig ist,
l. der sogenannte Katalogzettel, nach dem die Vcserkataloge geschrieben werden."
„Und wann machen Sie das alles?" — „Das ist
allerdings oft ein Reckcnkunststück, die viele Arbeit mit
der Dienstzeit uud den verfügbaren Kräften in Einklang zn bringen. Daneben mnß man anf dem Laufenden bleiben mit dem Büchercinkauf nnd den verwaltungstechnifcken Arbeiten. Die Nachmittagszcit vor der
5-Uhr-Ansleihe wird uns immer viel zu kurz. Um
."> Uhr geht der Anstnrm der Leser von neuem los. M a n
mnß froh sein, wenn bis dabin alle Bncker gereinigt,
eingestellt, die fälligen Mahnungen erledigt nnd die
Bnchkarten wieder zurückgeordnet sind. Und wenn ick
Ihnen erst erzähle, daß in Salzburg zum Beispiel
siebeu Kräfte, iu S t . Polten fogar neun Leute in der
Bücherei angestellt sind, dann werocn Sie zngeben, daß
wir mit vier voll arbeitenden Kräften nickt überbefetzr
sind." - „Sie könnten bestimmt für das Katalogisicrcu der Bücher allem eine eigene Kraft beschäftigen."