Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1947

/ Nr.8

- S.3

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Nummer 8

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

der öu"neu, bleibt nur die eine bange Frage m e n , od
im näcksten Winter überhaupt genügend Kohlenvor>
rate ^ur Verfügung sieben n"erden, dannt der Nnlerrickt nickt auf alliulange Zeil vollsländig unterbrocken
norden mnß.

Seite 3

Nack Erörterllng dieser sacklicken Scknlfragen wird
sich im zweiten Teil der Bezirksfcknl Inspektor sür den
Bezirk Innobrnck-Stadt nut einer Besprecknng der
personellen Verbällnisse beiüglick Vel"rern nnd Schül o n . i n den ^nnol"rncler ^c!u>!en besaßen.

Bericht zllr Lanitätsstatistik des Jahres 1946
Wie sckon seit vielen Ialnen, gibt das
amt im folgenden eine Znsammenstellllng über die 0^,"bnrten nnd Sterbefälle, über die Insektionokrankbeiten, über die hänsigsten Todeonrfachen, Säuglingssterblichkeit usw. Alle Angaben beziehen sick anssckließlich auf die Wohnbevölkerung von Innsbruck. Alle
Todesfälle uud alle Geburten norden im Gesundbeitsamt darauf geprüft, ob die betreffenden Personen in
Iuuobruck wohuhast wareu oder nicht. Die Auswärtigen werden dann im Gegensatz zu anderen statistisckrn
Znsammenstellnngen ausgeschieden. N u r auf dicfe
Weife ist ciu richtiges B i l d über die Bevölkerungsbewegung zu gewinnen, I n eine Stadt wie Innsbruck
mit einem großen S p i t a l nnd drei Sanatorien kommen natürlich viele Leute von auswärts und sterben
bier. Auck viele Mütter.von auswärts suchen znr Entbindung das Krankenhaus oder die Sanatorien auf.
Tie Zahl derfelbcu ist beträcktlick. So wurde für das
Jahr 19 15 gezeigt, daß vou 1611 Todesfällen 5 1 ^ ,
also ein D r i t t e l , auswärts wohnende Personen betrafen. Ebenso ist es bei den Geburten. Von insgesamt
1746 Geburten fielen nur 105N auf die Wohnbevölkerung. Wenn man demzufolge ein B i l d über die Sterblichkeit im Stadtgebiete geben soll, fo kann man nickt
die Gesamtzahl der in Innsbruck Vcrstorbcneu heranziehen, sondern nnr die Todesfälle, die auf die Wohnbevölkernng entfielen, nnd das waren nur 1096.
Wenn in einer statistifcken Veröffcntlicknng angegeben ist, daß von 1000 Einwohnern !6 sterben, fo ist
das unrichtig, denn ein Drittel der Verstorbenen waren
ja nicht Einwohner von Innsbruck, sondern kamen
von auswärts. Richtig ist es, daß auf 1000 Einwohner uur 10.!» Todesfälle entfallen. Auck bei den Geburten wurde der gleiche Fehler gemacht.
Das Jahr 1916 ergibt ganz ähnliche Verhältnisse.
Insgesamt starben in Innsbruck im Jahre 1916
1 2 ^ Persouen, davon waren ^32 von auswärts,
so daß ans die Einwobner von Innsbruck nnr ^»6
Todesfälle entfallen. Auck von Geborenen gehören
viele nach answärts. Von insgesamt 2^68 Geburten
entfallen 78^ ans Auswärtige, so daß für Innsbruck
ino l<5^0 Geborene verbleiben.
Nun soll über einige die Allgemeinheit interessier
rende Tcilgebiele der sanitären Beiicktersialtung Näke^
reo angegeben werden.
I . ^c> allgemeine Gcsundlieits- und Ernälnungszustand der Bevölkerung.
I m Berickt von !".»!."» wnrde der Erwartung Ansdruck gegeben, daß für das Jahr 1916 wabrsckeinlick
dock Erfreulickeres zu berickteu sein dürfte. Diefe Ern"arlung bat sick leider nickt erfüllt. Nack une vor befindet sick die Bevölkerung in einer Art ckronifcken
Hungcr;nstandes, dessen Answirknngcn gar nickt ermessen werden können. Bedenkt man, daß die Zutei-

lungen von Nalnnngomitteln durckfcknittlick nickt
mehr als die Hälfte dessen bieten, was ein erwacksener
Menfck brancken würde, fo muß man sick eigentlick
wundern, daß nickt noch offensicktlickere Answirknngen dicfer Unterernährung zu beobaebten sind. Neben
dem allgemeinen Mangel an Nährstoffen kommt dann
noch als ungünstiger Faktor die Einfeitigleit der Ernährung, indem der größte Teil der Zuteilnngen durck
Kohlehydrate erfolgt. Milch, Fleifch nnd Fette sieden
nur in ganz ungenügenden Mengen zur Verfügung.
Anch die Versorgung mit Gemüse ist recht mangelhaft
nnd der Preis desselben so hoch, daß es von den ärmeren Bevölkerungskreisen nicht gekauft werden kann.
Was uuu die Auswirkungen dieser mangelhaften
Ernährung auf den Ernährungs-- und Gesuudheitszustaud der Bevölkerung betrifft, so kann man im allgemeinen sagen, daß die Verhältnisse da mit zunehmendem Alter immer schlechter werden. Der Ernährungszustand der Säuglinge und Kleinlinder kann im allgemeinen noch als befriedigend angesehen werden. I n
den meisten Familien wird dock darauf geschaut, daß
dcu kleinen Kindern oft anf Kosten der Erwachsenen,
das Nötige geboten werden kann. Bei der Schuljugend
machen sich dagegen schon deutliche Zeichen der chronischen Unterernähruug bemerkbar. Hier können auch
geuaue Augabcu gemackt werden, die sich auf die ärztliche Uutersuckung von über 9000 Schulkindern
stützen. 15) Prozent fämtlicher Schulkinder erwiesen
sich als unterernährt und teilweise auffallend blutarm.
Bei den Erwachsenen lassen sich ganz bestimmte Angaben nickt macken, da Gelegenheit zu Massenuntersuckungen derselben nicht gegeben war. Der allgemeine
Eindruck ist da sehr wechselnd, wobei konstitutionelle
Momente nnd die verschiedenen Arten zusätzlicher
Lebensmittelversorgung eine Rolle spielen. Wenn
man hört, daß fast 30.000 legale zusätzliche Lebensmittelvcrschreibnugen vorliegen, also ein Drittel aller
Einwohner solche Nahrungsmittel zusätzlich erhält, so
läßt sich daraus schou scklicficu, daß auck der Eruahrungszustand vieler Erwachseuer ein schlechter ist. Am
scklecktesten sind da wieder alte bellte. I m (^"snndbeitoamt wurden von älteren Venten einige tausend
anläßlick der Zuteilung von Spenden nnlersnckl nnd
da wnrde oft eine gan> erfckrcckende Unterernährung
festgestellt, die in mancken Fällen olme Vorliegen eines
Krantbeits^ustandes zu eiuer Reduzierung des Körperbestandes anf fast die Hälfte dev normalen Gewichte o führte.
Anch die ^.nalität der zugewiesenen Nahrungsmittel ist teilweife reckt fcklccht. Besonders beim B r o t ,
dem Hauptnabrungsmittel, ist dies auffallend. Allerlei Znfätze, nm die Meblvorrätc zu strecken, schlechte
Qualität des Mehls und der Zusätze geben oft dem
Brot einen widerlichen (.^rnch und eine pappige Ve-

fckaffenhcit. Sehr schwierig gestaltet sich auch beson-