Innsbruck Informiert

Jg.1997

/ Nr.12

- S.46

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INNSBR
Brixner Erinnerungen in Innsbruck
zur Bischofsnachfolge
Viele Jahre lang gehörte es u. a. auch
zu den Aufgaben des Stadtarchivs, für
die jeweilige Weihnachts- und Neujahrs-Glückwunschkarte des jeweiligen
Bürgermeisters künstlerisch und thematisch geeignete Motive vorzuschlagen. Für das Tiroler Gedenkjahr 1984
Von Stadtarchivdirektor
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
fiel die Wahl auf ein Deckenfresko in
der in den letzten Jahren wunderschön
restaurierten Alten Höttinger Pfarrkirche, gemalt vom bekannten Innsbrucker Künstler Johann Michael
Strickner (1720-1759). Die Kirche ist
den heiligen Bischöfen und Diözesanpatronen von Brixen, Ingenuin und Albuin, geweiht, weshalb das zentrale
Gewölbefresko dortselbst diesem Thema bzw. der Übertragung des Bischofssitzes vom Burgfelsen von Säben hinab in das Talbecken von Brixen
gewidmet wurde, welche wohl um das
Jahr 960, d.h. nach der Schenkung der
„curtis Prihsna" im Jahre 901 und spätestens im Jahre 967, als der dortige
Oberhirte erstmals als Bischof von Brixen tituliert erscheint, vollzogen wurde.
Das Fresko zeigt im Mittelpunkt den
damaligen Bischof von Säben-Brixen,
der in einer feierlichen Prozession unter dem mitgetragenen „Himmel" in einem kleinen Sarkophag die Gebeine
der heiligen Bistumspatrone Kassian
und Ingenuin trägt; ihnen wurde später
Hör hl. Album (ca. 975-1006) zugesellt.
Die Darstellung von Säben am rechten
Bildrand oben kann dabei weitgehend
als Phantasieprodukt beurteilt werden,
während jene von Brixen in der Mitte
des rechten Bildrandes zu einem
großen Teil als realistisch zu bezeichnen ist. So betritt die Translations-Prozession durch das westseitige Kreuzoder St.-Erhards-Tor die von einer
mächtigen Ringmauer umgebene
Stadt, deren Stadtpfarrkirche zum hl.
Michael mit dem bürgerlichen Wahrzeichen Brixens, dem „Weißen Turm"
- er fungierte durch Jahrhunderte nicht

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nur als Glocken-, sondern auch als
Stadtturm -, unmittelbar am rechten
Bildrand gut erkennbar ist. Rechts daneben erhebt sich der schon immer
doppeltürmige Bischofsdom von Brixen, dessen barocker Umbau der Jahre 1745 bis 1754 zum Zeitpunkt der
Entstehung dieses Freskos (1 752) gerade im Gange war.
Das bereits erwähnte Kreuz-, Sonnen- oder St.-Erhards-Tor in der Bildmitte präsentiert sich hier selbstverständlich nur mit seiner ursprünglichen
bzw. alten, zur Kreuzgasse hin orientierten Tordurchfahrt, welche zu Beginn unseres Jahrhunderts im Hinblick
auf den seither zunehmenden Autoverkehr südlich anschließend noch eine
zweite, breitere Durchfahrt erhalten
hat. Anderswo, wie z. B. in Innsbruck,
hat man bereits 1765 begonnen, die alten Stadttore der Moderne und dem
Verkehr zu opfern. So hat in unserer
Stadt allein das Saggentor, und nur
deshalb, weil es zugleich den Südturm
der Hofburg bildet, überleben dürfen.
Das Säbener- oder Stadeltor am linken
Bildrand ist in seiner Darstellung hier

hingegen wohl etwas zu groß geraten.
In der die Stadt ostseitig umgebenden
Landschaft schließlich sind - von links
nach rechts - der Ansitz Köstlan, dann
die Kirchen von Karnol und von Milland
- hier irrtümlich mit einem barocken
Turmhelm - sowie vermutlich die Kirche
von St. Andrä am Mittelgebirge südöstlich von Brixen zu erkennen. Insgesamt
bildet dieses Deckenfresko somit gemeinsam mit dem vom Brixner Fürstbischof Caspar Ignaz Grafen Künigl
1726 gestifteten Hochaltar unserer
Dompfarrkirche eine ebenso schöne
als ansprechende Erinnerung an die
ehemalige, bis 1921/25 währende Zugehörigkeit Innsbrucks zur alten Diözese Brixen. Daran zu erinnern, bietet
einerseits die am 23. November erfolgte Weihe des dritten Innsbrucker
Diözesanbischofs Dr. Alois Kothgasser und andererseits gerade der Anfang des Monats Dezember einen guten Anlaß, zumal der Festtag der Translation des hl. Kassian, dessen Person
freilich nur legendär mit dem Bischofssitz von Säben in Verbindung gebracht
wird, auf den 3. Dezember fällt.

Dank zum 60. Geburtstag
an Stadthistoriker Univ.-Doz. Dr. Hye
Univ.-Prof. Dr. Franz Daxecker, Arzt
an der Innsbrucker Augenklinik und Historiker aus Liebe, hat schon einige Artikel für unsere Stadtgeschichteseite
verfaßt. Nun ließ er es sich nicht nehmen, aus Anlaß des 60. Geburtstages,
den Senatsrat Univ.-Doz. Dr. phil. FranzHeinz Hye am 21. Dezember feiert, eine kleine Würdigung zu schreiben.
Die Redaktion von „Innsbruck - die
Landeshauptstadt informiert" dankt
Prof. Daxecker für seine Idee und
möchte ihrerseits Dr. Hye danken für
die jahrzehntelange Mitarbeit und jederzeit gerne und geduldig gegebene
Unterstützung in allen historischen Belangen und vor allem für die Gestaltung
der besonders gerne gelesenen historischen Seiten. Wir hoffen, daß Dr. Hye
auch nach seiner bevorstehenden Pen-

sionierung uns weiterhin mit seinem historischen Wissen zur Seite steht.
Bürgermeister Dr. Herwig van Staa
um ein paar Worte zu Dr. Hye befragt:
„Senatsrat Dr. Hye ist unter allen kommunalen Archivleitern einer der bedeutendsten. Dozent Hye gilt als der
Stadthistoriker im deutschsprachigen
Raum und darüber hinaus. Er ist ein
Mann mit Ecken und Kanten, was in
seinem Beruf eine positive Eigenschaft
ist, weil damit manche Fragestellungen
schärfet formuliert werden. Ich schätze Dr. Hye:; große Liebe zur Stadt
Innsbruck, soinn Kompetenz, seine
außerordentlichen Detailkenntnisse
und sein Wissen und Engagement für
die Heraldik und die Denkmalpflege."
Wolf gang Weger, Chefredakteur
Fortsetzung auf Seite 24

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