Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.8

- S.24

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Geschichte der Andechser Stadtbur
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Die erste urkundliche Nachricht Die Linie der Stadtmauer ist davom Bestand des Gebäudekom- bei identisch mit der Flucht der
plexes, den wir bis vor kurzem als Nordfassade der Innkaserne. Im
„Innkaserne" bezeichnet haben, Fundamentbereich unmittelbar
datiert aus dem Jahre 1279 und entlang dem heutigen Gehsteig
bezieht sich auf die Weihe der verbergen sich dementsprechend
ehemaligen
St.-Mauritius-Ka- noch heute ganze Partien der
pelle der Innsbrucker Stadtburg. Stadtmauer, welche knapp östDamit ist bereits angedeutet, daß lich neben der Burg durch das
sich dieses Gebäude auf den Fun- ehemalige Inntor unterbrochen
damenten dieser ehemaligen wurde. Es wurde 1790 abgetragen.
Burg erhebt.
Westlich neben der Burg bot die
Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat Stadtmauer an ihrer Innenseite
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye bis hinüber zu ihrer turmbewehrten Nordwest-Ecke noch zwei
Hinsichtlich der Entstehungswei- Wohnhäusern Platz, die im Laufe
se und Entstehungszeit dieser der Zeit von innen her an die
Burg dürfen wir mit Sicherheit Ringmauer angebaut worden
annehmen — die Grabungsbe- sind. Es sind oder waren dies die
funde im Zuge der Sanierung ha- Häuser Innrain Nr. 3 und Seilerben dies auch bestätigt —, daß gasse Nr. 18. Der erwähnte Eckdiese als Element der Stadtbefe- turm der Stadtmauer hingegen ist
stigung im Zuge der Stadtwer- in der NW-Ecke des Hauses
dung Innsbrucks um 1187— 1204 Marktgraben 1 enthalten. Mit zuerbaut worden war und das stra- nehmender Verteidigungstechnik
tegisch wichtige Inntor bzw. die wurde vor der Stadtmauer, paralan sich noch wichtigere Inn- lel zu ihr mit einem Abstand von
brücke zu sichern und zu kontrol- ca. 2 Metern — es war dies der solieren hatte. Quellenmäßige Hin- genannte Zwinger — noch eine
weise auf das Vorhandensein der erheblich niedrigere ZwingerStadtbefestigung
(Ringmauer) mauer errichtet, welche außenseiund damit auch der Burg liegen tig vom Graben begleitet war.
aus den Jahren 1205, 1209 und Wenn nun in einer jetzt aufge1220 vor, in denen Innsbruck als malten Inschrift über dem innen„burgum", „civitas" und als „ca- bzw. südwestseitigen Fundament
strum" angesprochen wird. Wir der Andechser Stadtburg diese
dürfen daher feststellen, daß es Mauerpartie als „Rest der äußenoch die Gründer unserer Stadt, ren Zwingermauer" bezeichnet
die Grafen von Andechs, Mark- wird, so ist dies ein bedauerlicher
grafen von Istrien (seit 1173) und Irrtum, zumal die Burg einen voll
Herzoge von Meranien (seit 1180) integrierten Bestandteil der Stadt
waren, die diese Burg im Verband gebildet und sich in keiner Weise
der Stadtmauer erbauen ließen. durch Ringmauer, Zwinger und

Zwingermauer von dieser abgesondert und distanziert hat.
Die Burg scheint nicht besonders
wohnlich gewesen zu sein, weshalb es Herzog Friedrich IV. vorzog — als er in Innsbruck seine
Residenz aufschlug — sich hiefür
zwei Bürgerhäuser am Stadtplatz
anzukaufen und als „Neuenhof"
adaptieren zu lassen.
Dies bedeutete für die alte
Burg endgültig einen Funktionswechsel, d. h. aus der befestigten
Absteige des fürstlichen Stadtherren wurde ein Zeughaus bzw.
nach dem Bau des neuen Zeughauses an der Sill (um 1500/06)
das Arsenal der Bürgerschaft
oder ,,Statt-Zeughaus", welche
Bezeichnung uns erstmals 1533
begegnet. Eine geringfügige

1889
20. August: Zwecks Besichtigung
des neuerrichteten Elektrizitätswerkes in Mühlau versammelten sich eine Reihe von Herren
(darunter auch Mitglieder des
Innsbrucker Gemeinderates) im
Hause des Werkes oberhalb
der Schweinsbrücke. Sie wurden
von den „Herren Ingenieuren in
die Geheimnisse der Erzeugung
des elektrischen Lichtes
eingeweiht. ... Abends bald nach
8 Uhr erstrahlten dann in der
Mariatheresienstraße zum erstenmale die acht großen Bogenlichter und stellten die Gascandelaber gar arg in Schatten ..."

Wandlung brachten die achtziger
Jahre des 18. Jahrhunderts mit
sich, als das Zeughaus Kaserne
für das auch in Tirol im Entstehen begriffene „stehende"
Heer wurde.
Dieser Funktion war auch der
weitgehende Neubau des Objektes in den Jahren 1851/54
gewidmet, welcher dem Gebäude
seine weitgehend bis heute gültige
Gestalt verliehen hat. Als Kaserne 1978 aufgelassen und seither
in Umbau und Sanierung, zieht
hier nunmehr die Landesschulbehörde ein. Gewissermaßen
schließt sich hiemit der Kreis
der Geschichte, denn an der
Stelle
der
einstigen
St.Mauritius- oder Moritz-Kapelle
kümmert man sich nun um das
Wohlergehen von „Max und Moritz", wenn wir diese Figuren
Wilhelm Buschs als Synonym für
unsere
Jugend
gebrauchen
dürfen.

RT JAHREN
28. August: Der Tierschutzverein
hat an vier Brunnen (beim Goldenen Dachl, am Innrain, in Mariahilf und beim Landestheater)
Trinkgeschirre für Hunde und
auch andere Vierfüßler anbringen lassen, wie man sie auch
in anderen Städten vorfindet. ...
„Es ist nur zu wünschen, dass die
Geschirre nicht von böswilligen
oder diebischen Menschen beiseitegeschafft werden, und thierfreundlich Gesinnte zuweilen
dieselben mit frischem Wasser
füllen."

31. August: „Gartenfeuerwerke
in allen Sorten billigst" werden im
Anzeigenteil von der „Handlung
zum Schützenkönig" in Innsbruck angeboten. Auf Verlangen
wird das Abbrennen von Feuerwerkskörpern bereitwilligst übernommen.
9. September: Der Antrag, daß
Kindern derjenigen Beamten, die
in Innsbruck wahlberechtigt
sind, jedoch außerhalb der Stadt
(z. B. in Hotting, Pradl, Amras
oder Wüten) wohnen, gegen
Entrichtung
des
einfachen
Schulgeldes der Besuch einer
städtischen Schule ermöglicht
wird, erhält im Gemeinderat eine
Mehrheit. Man könne den Familien „nicht zumuthen", daß sie
die in den „Dorfschulen gebotene
Die alte Burg als „Statt-Zeughaus" mit den Wappen von Österreich und Tirol auf der Stadtansicht von 1556 Ausbildung für genügend erJ.
im Schwazer Bergbuch (Original im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum).
(Foto: Doz. Hye) achten" .