Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1982

/ Nr.11

- S.16

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Seil dem Jahre 1300 haben
nachweislich Juden in T i r o l gelebt. In Innsbruck wird eine
„ J u d e n g a s s e " (heutige Riesengasse) erstmals 1405 genannt, in
der /weiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird dieser Name auf
die heutige Schlossergasse übertragen.
A m 16. M a i 1781 erließ Kaiser
Joseph II. (1780—1790) das
Von Mag. Herbert Woditschka
Toleranzpatent f ü r die Juden,
welches den ersten Schritt zur
Gleichberechtigung von Christen und Juden darstellt. Durch
das Staatsgrundgesetz vom 21.
Dezember 1867 wurden auch
f ü r die Juden die allgemeinen
Rechte der Staatsbürger verankert. Das Gesetz vom 21. März
1890 schließlich regelte die
Rechtsverhältnisse der israelitischen Religionsgesellschaft und
ermöglichte die G r ü n d u n g von
Kultusgemeinden.
Die „ N e u e n Tiroler Stimmen"
schreiben am 26. September
1890: „Konstituirung einer israelitischen Gemeinde in Innsbruck. A m 15. und 16. September 1890 feierten die hiesigen Israeliten das Neujahrsfest des

Jahres 5651 nach Erschaffung
der Welt. A m ersten israelitischen Neujahrstage Nachmittags hielten die Israeliten Innsbrucks eine Versammlung ab,
in welcher beschlossen wurde,
eine Kultusgemeinde zu gründen, für Synagoge und Religionsunterricht nun ernstlich zu
sorgen und als Kultusgemeinde
sich zu organisieren."
Bis 1892 bestand die Kultusgemeinde Innsbruck, deren erster
Präsident Wilhelm Dannhauser
war, als Filiale der Kultusgemeinde Hohenems, seit 1892
war sie selbständig, er ö f f n et e
am 5. Februar 1892 eine eigene
Privatschule und ü b e r n a h m seit
1914 sogar das Landesrabbinat
für Tirol und Vorarlberg, welchem bis 1932 der Rabbiner D r .
Josef Link und dann dessen
Nachfolger D r . Elimelech R i malt vorstanden. Die seit 1620
bestehende Gemeinde Hohenems, zu der bis 1890 auch die
Juden der Stadt Innsbruck gehörten, errichtete in den Jahren
1770—1772 unter der k.k. A d ministration von Franz Xaver
von Harrand eine stattliche
Synagoge und f ü h r t e auch seit
1784 die Gemeinde Hohenems
92 Familien, während in Innsbruck nur sieben Familien leb-

ten. In der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts erfolgte ein
Zuzug sogenannter „ O s t j u den", vor allem aus Galizien
und Ungarn, doch kamen, wie
Rimalt schreibt (1967), „keine
strenggläubigen Juden nach T i rol, da sie nicht die Möglichkeit
hatten, rituell zu leben".
Bis 1900 diente als Synagoge ein
Betraum im Haus Maria-Theresien-Straße 8, welches seit 1856
dem Juwelier Andreas Norz gehörte. Seit der Jahrhundertwende befand sich der Betsaal
im Haus des Möbelhändlers
Michael Brüll in der Anichstraße 7, in den Jahren 1910—1938
in dem 1883 errichteten Stöcklgebäude des Hauses Sillgasse
15, dessen Besitzer damals der
Bankier Julius Stern war. In der
Gemeinderatssitzung vom 24.
Oktober 1912 unter Vorsitz von
Bürgermeister Wilhelm Greil
(1896—1923) wurde der Israelitischen
Kultusgemeinde ein
Baugrund in der Gutenbergstraße zur Errichtung einer
Synagoge verkauft und der Bau
genehmigt; doch kam er dann
nicht zur A u s f ü h r u n g .
In der Nacht vom 9. auf 10.
November 1938, der sogenannten „Reichskristallnacht", in
welcher im ganzen Dritten

Ansicht der Stadt Innsbruck ein Jahrzehnt vor der Gründung der israelitischen
Kultusgemeinde
Innsbruck — Ausschnitt aus der Neujahrsentschuldigungskarte
von 1882,
(Original: Stadtarchiv — Repro:
Murauer)

Reich 191 Synagogen durch
Feuer vernichtet wurden, blieb
auch die Innenausstattung des
Betsaales in Innsbruck — der
Thoraschrein, der die fünf Bücher des Moses enthielt, und 20
Betbänke — nicht verschont.
Das Haus Sillgasse 15 — bereits
1680 im Besitz von Graf Ernst
Spaur — wurde durch den
Bombenangriff am 15. Dezember 1943 zerstört und 1965 abgebrochen. In den Jahren nach
1945 feierte die israelitische
Kultusgemeinde die Gottesdienste im Saal des Innsbrucker
Musikvereines, Museumstraße
17a. A m 3. Juni 1961 konnte
die neue Synagoge im Haus
Zollerstraße 1, das 1908 vom
Innsbrucker Baumeister Josef
Retter errichtet worden war,
eingeweiht werden. In diesem
schlichten Gotteshaus betet die
israelitische Gemeinde zu Jahwe, dessen erste Liebe dem
Volk der Juden gilt und erwartet voll Zuversicht das Kommen
des Messias.

VOR HUNDERT
JAHREN
30. November: „ D i e Gemeinde-Vertretung von Wilten hat
gestern den löblichen Beschluß
gefaßt, an geeigneter Stelle ein
Schulhaus zu bauen. Bisher lag
bekanntlich die Schule am äußersten Ende des langgestreckten Dorfes in einem Gebäude
des Stiftes W i l t e n . "
5. Dezember: „Der Ausschuß
des Innsbrucker
Verschönerungs-Vereines hatte in letzter
Zeit mehrere Sitzungen, in welchen er sich mit neuen Projecten beschäftigte. So ist beschlossen worden, die Maximilians-Grotte auf der Martinswand, welche nur mit Lebensgefahr bestiegen werden kann,
für jedermann leicht zugänglich
zu machen und die gefährlichen
Stellen mit einem Eisengitter zu
versehen."
12.
Dezember:
„Kundmachung. A m 23. November dieses Jahres wurde in der Gemeinde Wilten in der Nähe des
, H u ß l h o f e s " ein
herrenloser
Ochs aufgefunden. Der Eigcnthümer wolle sich innerhalb
Behl lagen beim gefertigten
Gemeinde-Vorsteher
melden,
widrigenfalls würde dieses Tier
nach dieser Frist versteigert
werden. Der Gemeinde-Vorsteher August Neuhauser." W .