Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1970

/ Nr.6

- S.2

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ein G e g e n s t a n d neuer, verstärkter
Politik s e i n . Zu d i e s e m Z w e c k müssen so schnell wie möglich auch
internationale
Normen
eingeführt
werden.
In der Resolution der K o n f e r e n z
wurden b e s o n d e r s die internationalen europäischen
Verpflichtungen aufgezeigt. Es wurde verlangt,
daß die nationalen
Regierungen
zusammenarbeiten
und daß
sie
sich in E u r o p a auf einer internationalen K o n f e r e n z treffen, es w u r d e
eine ministerielle
Zusammenkunft
verlangt. U n d e s wurde e m p f o h l e n ,
e i n e R e i h e von A u f g a b e n zu erfüllen, die zum Z i e l e h a b e n , e b e n
d i e s e Z u s a m m e n a r b e i t , diese e u r o päische
Zusammenarbeit
zum
S c h u t z e des g e m e i n s a m e n , d e s
einheitlichen,
des
ganzheitlichen
europäischen
Lebensraumes
zu
fördern.
Neben
vielen
anderen
Maßnahmen beantragte die K o n ferenz i n s b e s o n d e r s die V o r b e r e i tung e i n e s zusätzlichen P r o t o k o l les zur europäischen
Konvention
der
Menschenrechte,
wonach
j e d e r m a n n das Recht auf eine intakte und eine g e s u n d e U m g e bung garantiert w e r d e n soll. U n d
es wurde d a b e i , und d a s ist d a s
Schöne, b e s o n d e r s verlangt, daß
der internationale A u s t a u s c h der
europäischen J u g e n d , die A b h a l tung von S y m p o s i e n , die V e r a n staltung von L a g e r n , durchgeführt
w e r d e n muß, um g e r a d e die junge
G e n e r a t i o n auf die Verantwortlichkeit gegenüber ihrer Umwelt für
die Zukunft v o r z u b e r e i t e n .
Eine
g a n z große A n z a h l von A n r e g u n gen wurde den nationalen R e g i e rungen g e g e b e n . U n d ihnen a n heimgestellt,
konkrete
Maßnahm e n , die in e i n e m großen K a t a l o g
aufgeführt w u r d e n , durchzuführen.
U n d ich darf der F r e u d e A u s d r u c k
g e b e n , daß bei d i e s e r K o n f e r e n z
des E u r o p a r a t e s D e l e g a t i o n e n a u s
dem O s t e n E u r o p a s , a b e r auch D e legationen aus dem
Überseebereich a n w e s e n d w a r e n .
Vielleicht darf ich bei d i e s e r G e l e genheit aber auch auf etwas hinw e i s e n , w a s bei uns in E u r o p a
zu w e n i g beachtet wurde. Z u r gleichen Zeit, als in Straßburg die
K o n f e r e n z tagte, hat am 10. F e b r u ar d i e s e s J a h r e s Präsident Nixon
dem Kongreß eine Botschaft vorgelegt,
und w e g e n der
grundsätzlichen Identität der P r o b l e m e
auf dem a n d e r e n Kontinent
mit
dem europäischen Kontinent darf
ich die einleitenden Worte zitieren.
Einleitende Worte, die aber, und

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d a s ist das B e d e u t s a m e in einer
vielseitigen Botschaft, g a n z k o n krete Maßnahmen vom
Kongreß
gefordert haben. K o n k r e t e Maßn a h m e n , die b e d e u t e n d sind für
die Bevölkerung d i e s e s Kontinents
N o r d a m e r i k a und nach meiner A n sicht noch b e d e u t e n d e r wären für
d e n viel enger, viel dichter b e s i e delten R a u m E u r o p a s .
Der Text beginnt mit f o l g e n d e n
W o r t e n : „So wie unsere Vorfahren
ein Stück Land bis zur völligen
Erschöpfung bebauten und dann
weiterzogen,
so
haben
auch
wir in unserem J a h r h u n d e r t zu
lange und zu gleichgültig unsere
natürliche U m g e b u n g
ausgenutzt.
Jetzt ist der Zeitpunkt g e k o m m e n ,
um s c h o n v o r h a n d e n e Schäden zu
reparieren und einen neuen W e g
für die Zukunft zu finden. Doch der
Kampf gegen die V e r s c h m u t z u n g
bedeutet nicht eine S u c h e nach
den schuldigen Bösewichten, meistens wurde der S c h a d e n an unserer U m g e b u n g w e d e r von Bösewichten angerichtet, noch ist er
ein unvermeidliches N e b e n p r o d u k t
der
vorwärtsstrebenden
Technik
o d e r des Bevölkerungszuwachses,
er ist nicht das Resultat vorsätzlicher Böswilligkeit, s o n d e r n das der
Achtlosigkeit.
Er resultiert nicht
aus böswilliger Absicht, s o n d e r n
aus
der
Außerachtlassung
der
möglichen F o l g e n unserer e i g e n e n
A k t i o n e n . " Und weiters fährt er
fort: „ W ä h r e n d wir G e s e t z e z u m
Schutz für P e r s o n und Eigentum
erließen, sahen wir einer w e i t r ä u migen Beschädigung unserer gemeinsamen
Umgebung
tatenlos
zu. Durch die d a u e r n d e A u s d e h nung der G r e n z e n erkannten wir
erst spät, wie wertvoll und wie
verwundbar
unsere
Vorräte
an
L a n d , W a s s e r und Luft in W i r k l i c h keit
sind.
Unsere
kommenden
und
unaufschiebbaren
Aufgaben
brauchen G e l d ,
Entschlossenheit
und E r f i n d u n g s g a b e . U n d sie sind
zu groß, um von der R e g i e r u n g
allein getragen zu w e r d e n . S i e verlangen
nach einer
vollkommen
neuen
Einstellung
beim
Land-,
Luft- und W a s s e r g e b r a u c h . S i e
brauchen
ausgedehntere
Regierungsmaßnahmen, noch mehr E n gagement der Bevölkerung, vor a l lem neue P r o g r a m m e , um wirklich
alle, R e g i e r u n g , Industrie und B e völkerung zur T e i l n a h m e an der
Arbeit und an den K o s t e n heranz u z i e h e n . " D a s sind die einleitenden Sätze einer u m f a s s e n d e n Botschaft an den Senat.

Und unsere K o n s e g u e n z e n — wir
sollen hier die Erfahrungen der
g a n z e n Welt miteinbeziehen — bestehen e b e n darin, daß der Naturschutz
besonders
auf
unserem
Kontinent, auch in unserem Vaterlande Österreich, auch hier
in
Tirol, hier in dieser Stadt eine
G a n z h e i t ist. E s ist eben eine G e s i n n u n g , zu der wir uns b e k e n n e n
müssen, eine G e s i n n u n g , die in
jedem G e s e t z e des V a t e r l a n d e s ,
des L a n d e s , in jeder Verfügung
der S t a d t g e m e i n d e ein G r u n d i n halt sein muß. G a n z gleich, w e l ches konkrete P r o b l e m die jeweilige Verfügung der Behörde erfaßt.
Die
Natur,
meine
Damen
und
Herren, ist uns vom Herrgott anvertraut, um künftigen G e n e r a t i o n e n
iebenswerten und l e b e n s e r h a l t e n d e n R a u m zu sichern. B e s o n d e r s
wir, in der Schönheit unserer H e i mat, wir in den A l p e n , haben eine
große A u f g a b e , nicht nur für unsere
kommenden
Generationen,
s o n d e r n auch für die G e n e r a t i o nen, die aus unserer Sicht d a s
W a s s e r und die Luft, die E r h o l u n g
und die
Lebensfreude
erhalten
können, eine A u f g a b e , zu der wir
uns eben b e k e n n e n müssen in der
Tat.
W e n n zuerst Prof. Dr. Tratz so nebenbei bemerkt hat, daß es seinerzeit e b e n Idealisten und Narren
w a r e n , die sich zu d i e s e m G r u n d satzbekenntnis
aufgeschwungen
haben, so dürfen wir heute die
F r e u d e e r l e b e n , daß es die junge
G e n e r a t i o n ist, die das erfaßt, was
d a m a l s wohl gepredigt, aber nur
von w e n i g e n
M e n s c h e n in der
Realität der P r a x i s geübt wurde.
S o darf auch ich heute dieser jungen G e n e r a t i o n d a n k e n . Ich darf
danken
unserer
österreichischen
Naturschutzjugend, hier repräsentiert durch die L a n d e s g r u p p e Tirol
mit einem tüchtigen O b m a n n , Dr.
Walter Kofier, an der Spitze. Ich
darf d a n k e n dem L a n d e s j u g e n d r e ferat in Tirol mit u n s e r e m Stadtrat
Haidl und ich darf d a n k e n allen
jenen, die in der V e r g a n g e n h e i t
eben als Idealisten, nicht als Narren, für d i e s e n Naturschutz in der
G a n z h e i t gelebt h a b e n und ich darf
die J u g e n d beglückwünschen, daß
sie e s erfaßt hat, daß Naturschutz
ein Begriff ist, für den e s wert ist
zu kämpfen. Daß Naturschutz aber
auch eine Realität des normalen
L e b e n s der Zukunft ist.
Ich weiß, es muß oft umgedacht
w e r d e n . E s ist einmal so im L e -