Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1948

/ Nr.10

- S.7

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Seite 7

der

schmuck und dir Perle unserer 3tadt, hat schwer qe
litten. l^"> ist inni von ganz besonderer Bedeutung, das;
gerade der Baucharakter, den unsere Altstadt ans
weist, unverfälscht erhalten bleibt und auch als Vor
bild für die Wiederaufbauarbeiten ini allgemeinen
dient. Es liegt ein eigenartiger Zauber und ^Itcizüber
der Bauweise unserer Vorfahren, dcui sich niemand
entziehen kann. Dieser Nei; liegt bestimmt nicht iu der
Einheitlichkeit, deuu jeder hat uach seinen Bedürfnissen nnd seinem Geschmack gebaut. Er liegt auch nicht
darin, daß uach einem !xstimmten Plan oder nach be
stimmten Stilformen gebaut worden wäre, denn wir
sehen gotische Elemente neben Barock, Renaissance
bauten neben Nokoto. Der Zanbcr dieser Bauweise
liegt vor alleni in der Wohlausgewogenheit und in der
inneren Ruhe, mit der misere Vorfahren ans Wert
gingen. Heute steht alles so da, als ob es nicht anders
sein könnte und sogar dann, wenn Katastrophen früherer Jahrhunderte, z. B. die Erdbeben, Notbehelfe
erforderten — ich denke an die Stützpfeiler einzelner
Bauten der Altstadt — so fügen sich anch diese in das
Gesamtbild so ein, als ob es nicht anders sein könnte.
Alles atmet den Geist einer inneren Harmonie und
Abgewogenheit, alles atmet den Geist der Zweckgerechtigkcit nnd der Materialgerechtigkeit. Wenn ich
diese Worte ausspreche, die Worte von Gerechtigkeit,
so glaube ich, daß in diesen auch die Wurzel liegt für
das, was uns fehlt und was wir wieder erringen

müsscu.

Harmonie und Gerechtigkeit ist die Zauberformel,
die uns so sinnfällig lebendig wird nnd diese Harmonie
und Gerechtigkeit ist es, nach der unser Volk und nach
der die Völker der ganzen Welt so sehr dürsten. Ich
null jetzt nicht von der Gerechtigkeit sprechen, die iu der

Abwägung ^)on Schuldend Sühne besteht nnd heilte
so attuell ist. Die (Gerechtigkeit ist eine sittliche Giorni,
die viel weitere Gebiete umfaßt, eiue sittliche Norm,
die unser ganzes Denken und Handeln durchdringen
soll. I m staatspulitischen Leben bedentet sie eine At>
lehr von der Ttaalsomnipoten^ der letzten Jahrzehnte,
im Wirtschaftsleben ein ^"lnswägen uach deli Bedürfe
nisseu der Gemeinschaft und nicht uach der Gewinnsucht und dem Profitstreben des einzelnen, im Sozialpolitischen ist es geradezu das Kennzeichen einer neuen
Zeit, daß wir uicht mehr Klasseuiuteresscn nnd soziale
(Hegensätze, sondern soziale Gerechtigkeit anstreben
müssen. Diese Eigenschaften, diese sittlichen Normen
müfscn in nns wieder lebendig werden, dann wird von
selbst auch das, was wir sinnfällig in Erscheinung treten lassen, den Geist der inneren Ausgewogenheit und
den Geist der inneren Ruhe wieder atmen.
Wir stehen an der Schwelle einer neuen Zeit, die
uns wieder das bringen soll, was die Alten in ihren
Baudenkmälern so sinnfällig Zum Ausdruck brachten:
Ganz und gar erdverbunden, aber erfüllt und durchs
tränkt von sittlichen Normen und Gesetzen. Diese Ausstellung bringt einen ganz kleinen Ausschnitt ans
einem kleinen Teilgebiet. Aber aus Teilen fügt sich
das Ganze und das Leben der Gemeinschaft besteht ja
darin, daß jeder ans seinem Teilgebiet alle Kräfte anspannt und fein Bestes leistet. Wenn dies geschieht
nnd wenn jeder dies beherzigt, dann kann wieder neues
Leben aus unseren Ruinen entstehen nnd zum Blühen kommen.
Und mit dem Wunfche, daß diese Ausstellung ihren,
wenn auch kleinen Teil dazii beiträgt, erkläre ich die
Ansstellnng für eröffnet.

Leiträ^e v o n D r . l^ari

Vor hundert Jahre«
August 1848.
^. Spendet der Kaufmann Habtmann dem Militär-Kommando 60 Gulden für verwundete Kaiserjägcr;
l. trifft eine Deputation des Rcichstaa.es von Wien hier
ein, um den Kaiser zur Rückkehr nach Wien zn bewegen;
5. empfängt der Kaiser die Rcichstagsmitglicder und verspricht ihnen, am ^. d. M . mit der kaiserlichen Familie
die Rückreise nach Wien anzutreten;
— findet abends zu Ehren dieser Abordnung ein festlicher
Fackelzug statt, wobei derRcickstagspräsidcntDr.Schmitt
sown- die Abgeordneten D r . / A l . Fischer aus Salzburg
und Alois Vorrosch ans Prag Ansprachen halten;
<. veröffentlicht der „Bote" in einer außerordentlichen
Beilage das „Abschicdswort der Reichstags-Deputation
an T i r o l " . (5s hatte folgenden Wortlant: „Edle Vewohncr Innsbrucks und D n , gesamtes herrliches Tiro
lcr Volt! von dessen Landesgrcnzcn an der Empfang
der Rcichstags-Depnticrteu ein ebenso herzlicher, als
den Reichstag hock ehrender war,
nicht können wir
von Euch scheiden, ohne nochmals uusercn tiefgefühlten
Dank Euch Allen darzubringen, daß I h r das Bruder
band, dae> uns von jeder umscklang, noch enger geknüpft

habt, denn so schön und sinnig auch die Form jeder von
Euch zu Ehren der Reichsvcrsammlung uns bereiteten
Festlichkeit war, so erhielt sie ihren bleibenden, uuscrm
Herzen wohltueudcn Wert erst durch den Geist, der sie
beseelte. Nicht wundert es uns, daß nnser gütiger Kaiser so gern bei Euch weilte; möchten doch selbst n>ir,
wenn die Pflicht nicht uns riefe, geru noch in Encrer
Mitte weilen. Doch werden Euere Vertreter am Reichstage mit uno andern Allen den gemeinsamen große»
Neubau der konstitutionellen Freiheit aufführen und
das neue Völlcrbündnis schließen helfen, dao dem Kaiscrstaate eine festere Grundlage gewähren soll, alo er
jemals besaß. T o werdet I h r denn, wenigstens im
Geiste, bei nns sein und Eure Gestunnngstüchtigkeit in
der Beteiligung an den Reichstagsardciten zum Wohle
Tirols und zum Heile des Gcsamtvaterlandes betätigen ! Vcbct wohl, I h r markigen Söhne des Hcldenlandcs, dein die Hofcr und Spcckbacher niemals fehlen
werden, wenn ein übermütiger Feind das Gesamtvaterland zu bedrohen sich erfrecht, da, wo I h r die unbesiegbaren Grenzwäcktcr seid! Lebet wohl! Der Himmel
segne Euer schönes ^land und unser gemeinsames W i r ken, dae> für uns Alle, die mehr oder minder frei Ge-